Herausforderung Nutztierhaltung

von Redaktion

Vor allem der Klimawandel trifft die Landwirtschaft hart

Laut dem bayerischen Landwirtschaftsministerium haben allein zwischen 2021 und 2023 über zwölf Prozent der Mastschweinehalter, über 13 Prozent der Zuchtsauenhalter und über sieben Prozent der Milchviehhalter ihre Betriebe aufgegeben. Gründe dafür seien etwa fehlende Planungssicherheit, Überforderung durch steigende Fachrechtsverschärfungen und überbordende Bürokratie.

Hinzu kommt der Klimawandel. Laut dem Bayerischen Bauernverband müssen sich Landwirte zunehmend mit Wetterextremen wie Spätfrösten, Starkregen und Überflutungen auseinandersetzen, die Ernteausfälle verursachen. Nasser Boden führe zudem zu einem höheren Schädlingsdruck, was eine Anpassung an neue klimatische Bedingungen erfordere. Auch die Digitalisierung ist ein großes Thema. Moderne Technologien wie satellitengesteuerte Lenk- und Düngetechnik sowie automatisierte Systeme im Stall sollen effizientere Betriebsabläufe ermöglichen. Gleichzeitig gewinnt die nachhaltige Landwirtschaft an Bedeutung, mit ressourcenschonenden Verfahren im Ackerbau und der Nutzung erneuerbarer Energien wie Biogas, Solar und Wind. Mit all diesen Themen sieht sich auch Ulrich Niederschweiberer, seit 2012 Mühldorfs BVV-Kreisobmann, konfrontiert: „Wir stehen tatsächlich vor großen Herausforderungen, speziell in der Tierhaltung.“ Landwirte waren und sind immer einem Wandel unterworfen und haben sich auch weiterentwickelt, aber die aktuellen Herausforderungen hätten eine neue Qualität.

Verlässliche
Rahmenbedingungen

So trifft allein der Klimawandel die Landwirtschaft hart: „Manchmal regnet es zuviel in kurzer Zeit, dann ist wieder wochenlang kein Regen in Sicht. Ich bewirtschafte meine Flächen extra wassersparend, das heißt in der Regel mit flacher Bodenbearbeitung. Nach Aberntung der Getreidefelder wird eine Zwischenfrucht angebaut. Die entzieht dem Boden die übrigen Nährstoffe und sorgt zugleich für eine Beschattung des Bodens, damit er nicht austrocknet.“

Generell spiele der Umwelt- und Naturschutz bei allen Überlegungen und Entscheidungen eine zentrale Rolle: „Allerdings reden wir heute bei einem Umbau der Tierhaltung von Investitionen, die nicht jeder Betrieb stemmen kann oder die auf 20 Jahre finanziert werden müssen.“ Das Problem: „Keiner weiß, ob die Anforderungen von heute in fünf Jahren noch Gültigkeit haben.“

Zusammenarbeit wird
wichtiger

Auch die Zusammenarbeit mit anderen Landwirten wird immer wichtiger. So nutzt er in der Feldbewirtschaftung gemeinsam mit anderen Landwirten Maschinen, um Kosten zu senken: „Darüber hinaus haben wir Lohnunternehmer, die Arbeiten mit großen Maschinen für uns Landwirte erledigen, die für jeden einzelnen nicht wirtschaftlich wären.“ Zugleich hat auch die Digitalisierung in allen Bereichen des Betriebes Einzug gehalten, in der Tierhaltung genauso wie im Ackerbereich und im Agrarbüro: „Die ist für Dokumentation, Antragsstellung und Weiterbildung nicht mehr wegzudenken“, so der Kreisobmann. Dennoch sieht er mit Blick in die Zukunft gute Perspektiven für die jungen Hofnachfolger: „Die Politik ist gefordert, die Auflagen und die Dokumentation auf ein erträgliches und machbares Maß zurückzuführen und die Landwirte mit staatlicher Beratung zu unterstützen.“ Er würde sich wünschen, dass dabei die Landwirte als Praktiker bei Entscheidungen einbezogen würden und nicht nur „irgendwelche Experten, die am Schreibtisch Vorschläge erarbeiten, die in der Praxis keinen Sinn machen.“

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