Der VW ID.Every1 ist für VW ein Blick in die nahe Zukunft, aber auch einer zurück. Mit dem Einstiegselektromodell der Marke, das 2027 in Serie gehen soll, knüpft der Autobauer an alte Wolfsburger Tugenden an. Nur wirklich klein ist das Batterieauto für 20000 Euro nicht.
Zur Einstimmung auf die statische Präsentation bot Volkswagen Blicke auf Klassiker: den Käfer und den Bulli T2. Da will wer mit Macht zurück zu den Wurzeln. Und das sagte Markenchef Thomas Schäfer auch ausdrücklich. Er wolle VW wieder zu dem machen, was es eigentlich immer sein sollte: „Ein Volks-Wagen.“
Ein Auto also für jeden. 20000 Euro für ein batterieelektrisches Auto, das in Europa gebaut werden soll – das ist schon eine Ansage. Nur Importe aus China (wo auch der Dacia Spring produziert wird) sind derzeit für weniger Geld zu haben. Wo genau der ID.Every1 montiert wird, ist noch nicht bekannt. Die Rede ist von Portugal. In Zeiten, in denen selbst der größere Polo aus Kostengründen in Südafrika vom Band läuft, ist das durchaus bemerkenswert. Das Design knüpft an frühere Wolfsburger Minis an. Vieles erinnert an den Up. Das Auto wird der kleinste VW sein, der 2027 auf dem Markt ist. Doch das mit der Größe ist so eine Sache: Der ID.1 ist mit 3,88 Metern um 17 Zentimeter länger als der erste Golf, um 22 Zentimeter breiter und 8 Zentimeter höher. Und vier Türen sind Standard.
Den Innenraum verbarg VW bei der Vorstellung noch hinter verschlossenen Türen. Frontantrieb und Batterie im Boden sorgen dafür, dass es da nicht zu eng zugehen dürfte. Das im Kern Neue wird man kaum zu sehen bekommen, sondern erfahren müssen. Das, was heute den Charakter eines Autos prägt: die Software. Und hier setzt VW erstmals mit dem ID.1 eine Entwicklung des US-Partners Rivian aus dem Silicon Valley ein. Üblicherweise werden Innovationen zunächst in den teuersten Fahrzeugen eingesetzt und hangeln sich in die preisgünstigeren Klassen durch. Diesmal läuft’s umgekehrt. Die Probleme mit der VW-eigenen Software-Tochter Cariad könnten damit Geschichte sein.
Wenig rekordverdächtig sind die angekündigten Fahrleistungen. Für Landstraßen sind die angekündigten 95 PS aber mehr als ausreichend. Das üppige Drehmoment von E-Antrieben ermöglicht erfahrungsgemäß flottes Vorankommen. Auf der Autobahn ist aber bei Tempo 130 Schluss. Die Reichweite ist mit 250 Kilometern eher knapp bemessen. Das Auto ist auch nicht für die Langstrecke gedacht. VW-Entwicklungsvorstand Kai Grünitz skizziert drei Zielgruppen für den künftigen ID.1: ein urbanes Publikum, Kreative jeden Alters und auch Lieferdienste im Stadteinsatz. Ob sie sich dafür begeistern, wird man sehen.Martin Prem