Städte sind mehr als nur Lebensräume – sie sind soziale, wirtschaftliche und kulturelle Zentren, die das Wohlbefinden ihrer Bewohner maßgeblich beeinflussen. Doch während 88 Prozent der weltweit befragten Menschen laut JLL-Report „Cityscape Experience Catalysts“ mit ihrer Stadt zufrieden sind, offenbaren die Details erhebliche Defizite. Besonders zwei Faktoren fallen negativ ins Gewicht: Sicherheit und bezahlbarer Wohnraum.
Bezahlbarer Wohnraum gesucht
Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Sicherheit ist das wichtigste Kriterium für die Lebensqualität in einer Stadt. Auf einer Skala von null bis zehn bewerten die 305 in Deutschland Befragten die Bedeutung dieses Faktors mit 8,6 – der höchste Wert im Vergleich. Die tatsächliche Zufriedenheit fällt mit 7,2 jedoch geringer aus. Noch gravierender ist die Diskrepanz beim Thema bezahlbarer Wohnraum: Während dessen Bedeutung mit 8,5 fast genauso hoch eingestuft wird, liegt die Zufriedenheit bei nur 4,9 – dem niedrigsten Wert aller Kriterien. Auch weitere Faktoren beeinflussen die Lebensqualität: So wünschen sich die Menschen langfristige Perspektiven für ihren Wohnort (Bedeutung 8,4; Zufriedenheit 7,5) und eine hohe Umweltqualität (Bedeutung 8,1; Zufriedenheit 7,0). Besonders auffällig ist zudem der Wunsch nach stärkerer lokaler Identität. Hier gibt es eine Lücke zwischen Bedeutung (6,9) und Zufriedenheit (6,3), was auf einen Mangel an städtischem Zusammengehörigkeitsgefühl hinweist.
Wie Städte attraktiver werden können
„Die Zufriedenheit mit der eigenen Stadt und den Gegebenheiten vor Ort hat einen entscheidenden Einfluss auf den sozialen Zusammenhalt, die gemeinsame Kultur, die Sicherheit und auf das Gefühl der Verbundenheit“, sagt Markus Trost, Executive Director Urban Developments & Strategic Real Estate Projects Work Dynamics DACH sowie Niederlassungsleiter JLL München und Nürnberg. „Kommunen, Entwickler und Vermieter müssen aber stärker die Attraktivität der gebauten Umgebung in den Fokus rücken und ein ausreichendes Angebot für verschiedene Bedürfnisse und Vorlieben ermöglichen.“ Dabei unterscheiden sich die Präferenzen je nach Zielgruppe: 56 Prozent der weltweit Befragten bevorzugen einen ruhigen Wohnort, während 44 Prozent das geschäftige Treiben der Stadt favorisieren. Auch soziale Angebote spielen eine Rolle: Gastronomische Einrichtungen wie Cafés sind ein wichtiger Bestandteil des urbanen Lebens. 33 Prozent der Befragten besuchen wöchentlich Cafés, weitere 31 Prozent monatlich. Ebenfalls von hoher Relevanz sind Grünflächen. 88 Prozent der Befragten nennen sie als entscheidendes Kriterium für die Wahl ihres Wohnorts. Neben ihrer Funktion als klimatische Puffer tragen sie zur Aufwertung des Stadtbildes und zur Förderung der sozialen Interaktion bei.
Schlüssel für zukunfts- sichere Städte
„Die Rolle von Daten steht bei modernen Ansätzen für das Verständnis menschlicher Bedürfnisse immer stärker im Zentrum“, sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. „Ein datengestützter Ansatz sowie das Verständnis von Motivation und Erwartungen der Konsumenten haben einen signifikanten Einfluss auf Standortentscheidungen für Immobilien. Städte und Quartiersentwicklungen, bei denen das menschliche Erlebnis und die soziale Verbindung im Mittelpunkt der Gestaltungsstrategien stehen, bieten Möglichkeiten, die Wertschöpfung in Bezug auf Frequenzen, Verbraucherzufriedenheit und -ausgaben sowie zukunftssichere Investitionen zu steigern. Dabei gibt es keinen allgemeingültigen Ansatz, es geht vielmehr darum, die lokalen Prioritäten umzusetzen.“
Die Studie zeigt deutlich: Die Erwartungen an Städte sind hoch, und sie werden nicht überall erfüllt. Während Sicherheit und Wohnraum die zentralen Herausforderungen bleiben, kann eine stärkere Berücksichtigung sozialer und ökologischer Faktoren die Bindung der Bewohner an ihre Stadt langfristig verbessern. Bodo-Klaus Eidmann