Hobby-Imkern im eigenen Garten

von Redaktion

Bienensachverständige Maria Lohmeier ist vom Bienenvirus gefesselt

Mühldorf – „Damals gab es kaum Referenten im Gau und schon gar keine Frau in dieser Funktion. Da ich vom „Bienenvirus“ gefesselt war und immer noch bin, kam mir die Ausbildung gerade recht“, erzählt Maria Lohmeier, die seit 2010 Bienensachverständige des Kreisverbandes der Imker Mühldorf-Altötting ist. Als Bienensachverständige kümmert sie sich vordergründig um die Bienengesundheit, die eng gekoppelt ist an das Thema Lebensraumverbesserung: „Das ist mir schon immer ein Anliegen gewesen“, so Lohmeier.

Die Bienensachverständige merkt seit Jahren, dass das Imkern im Trend liegt: „Die Imkerschaft wird jünger und weiblicher.“

Die Imkerschaft wird
jünger und weiblicher

Seit 2008 sind die Zahlen der Imker und somit auch der Bienenvölker stetig gestiegen, seit 2022 allerdings leicht rückläufig. „Im urbanen Raum hat das Imkern stetig zugenommen und funktioniert dort dank braver Bienen und ganzjährigem Nahrungsangebot auch sehr gut.“

Bienen können im Garten und auch auf der Terrasse gehalten werden. Für ein gutes Miteinander und für eine weiterhin gute Nachbarschaft empfiehlt sie, sich mit den Nachbarn abzusprechen. Aufklärung im Hinblick hilft allemal: „Bienen interessieren sich ausschließlich für Blüten und tummeln sich nicht am Frühstückstisch“, so die Fachfrau.

Bienenfreundlicher
Garten

Um einen Garten, Balkon oder eine Terrasse bienenfreundlich zu gestalten, empfiehlt sie verschiedene heimische Blumen und Stauden zu pflanzen, um den Bienen eine reichhaltige Auswahl an Nahrungsquellen zu bieten. „Viele Wildbienenarten sind auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und fliegen nur diese auf der Nahrungssuche an.“

Je vielfältiger das Pflanzenangebot ist, desto besser für die Bienen, so ihr Tipp. „Das Wichtigste ist, ein Anbau von früh, mittel sowie spät blühenden Pflanzen. So sorgt man dafür, dass die Bienen das ganze Jahr über Nahrung finden.“ Gerade im Juni und Juli haben Bienen oft Schwierigkeiten, Nahrung zu finden. Kleine Blühinseln im Garten, mit mehrjährig blühenden Pflanzen, werden dankbar angenommen: Phacelia, Sonnenblume, Ringelblume, Kleearten, Flockenblumen und Margeriten sind günstige Blühmischungen.

Kübelpflanzen auf
dem Balkon

Auf dem Balkon bieten Kübelpflanzen ideale Versorgungsmöglichkeiten: „Hier können zum Beispiel Kapuzinerkresse, Verbenen, Fächerblume und Kräuter aller Art, vor allem aber Lavendel angeboten werden. Leider sind die uns altvertrauten Balkonblumen wie Geranien oder Petunien für Bienen nahezu wertlos“, erklärt Lohmeier. Auch von gefüllten Blüten rät sie ab: „Sie bieten weder Pollen noch Nektar für unsere Bienen an. Hier handelt es sich um Züchtungen für rein optische Zwecke.“

Ein bisschen mehr
Wildnis zulassen

Selbstredend: Kein Einsatz von Insektiziden im Garten. „Wir müssen einfach ein bisschen mehr „Wildnis“ zulassen und von unserer „Sagrotanlandschaft“ wegkommen. Denn nur dort, wo Wildnis ist, siedeln sich Wildtiere an und dazu gehören auch unsere Bienen“, so die Fachfrau.

Das Projekt „Imkern“ startet man am besten mit Unterstützung des Imkervereins vor Ort oder direkt vom Kreisverband Altötting-Mühldorf in Erharting. „Hier wird ein Lehrbienenstand mit kostenlosen Fortbildungen und Praxisschulungen betrieben“, informiert Lohmeier. Viele Ortsvereine bieten das sogenannte „Imkern auf Probe“ an.

Jeder kann Imkern

Lohmeier betont, dass jeder Imker werden kann, egal ob Jung oder Alt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Bienen ist jedoch Voraussetzung. Man sollte sich im Vorfeld bewusst sein, dass Imkern mit Zeit und auch Kosten verbunden ist, insbesondere während der Bienensaison muss man sich Zeit zur Bienenpflege nehmen. Ein geeigneter Standort muss zudem dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden.

Was kostet
Honiggewinnung?

Kostspielig sind die Anschaffungen zur Honiggewinnung. Maria Lohmeier rät, sich für mindestens zwei, besser drei Völker die Gerätschaften anzuschaffen. Die Kosten belaufen sich auf rund 1300 Euro bis 1500 Euro. Der Zeitaufwand variiert stark nach Jahreszeit. Die arbeitsintensivste Zeit beim Imkern ist das Frühjahr und der Frühsommer. „Als Faustzahl für den Gesamtarbeitsbedarf kann man zehn bis 15 Stunden pro Bienenvolk und Jahr veranschlagen“, so Lohmeier.

Sie rät dringend, Bienenvölker nur aus der Region von Imkern zu kaufen, die ein „Bienengesundheitszeugnis“ vorlegen können und warnt vorm Kauf von Bienenvölkern im Internet oder aus dem Ausland.

Zu den größten Anfängerfehlern gehört laut Lohmeier der Glaube, dass Bienen keinen Imker brauchen. „Lernt die Theorie, sonst bleibt ihr praktische Stümper ein Leben lang!“, zitiert sie Bienenforscher August von Berlepsch. Der Kreisverband bietet neben Kursen, Vorträgen und Monatsbetrachtungen ein kostenloses Kursheft an. Summen dann endlich die ersten, eigenen Bienen und ist der erste eigene Honig geerntet, ist man vom schönsten Hobby der Welt gefesselt und mittendrin, in der spannenden Welt der Bienen, ist sich Maria Lohmeier sicher.

Katharina Vähning

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