Der Toyota GR Yaris ist ein Anachronismus. Das GR steht für die hauseigene Motorsportabteilung Gazoo Racing, und damit weiß man, was hier vorfährt: Das Homologationsmodell für die Rallye-Weltmeisterschaft ist ein Kompakt-Sportwagen auf der Basis des Kleinwagens. Wir waren mit ihm unterwegs. Nicht auf einer Rallye-Piste, sondern im Alltag.
Lob: Es gibt genug äußerliche Hinweise auf die Power, die in diesem Yaris steckt. Breitere Kotflügel, eine mächtige Auspuffanlage und diverse GR-Logos – das größte am Frontkühler – signalisieren, dass hier was drin steckt. 280 PS gibt der Hersteller als Maximalleistung an, unter der Haube sitzt der stärkste Serien-Dreizylinder der Welt.
Mit einem Druck auf den Startknopf, natürlich geschmückt mit dem GR-Logo, wird der 1,6-Liter-Turbobenziner geweckt. Unser Exemplar war mit der Sechs-Gang-Handschaltung ausgestattet, die präzise und leichtgängig zu bedienen war. Nicht zuletzt dank Allradantrieb liegt der Rallye-Yaris satt und sauber auf der Straße, nimmt Kurven exakt und bleibt genau auf der gewählten Linie. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Fahrwerk einen eindrücklichen Bericht über den Straßenzustand gibt und darüber informiert, wo die Milliarden aus dem Infrastruktur-Programm sinnvoll eingesetzt werden können.
Dank des satten Drehmoments von 390 Nm reagiert der 1360 Kilogramm leichte Toyota sehr spontan auf den Tritt aufs gelochte Gaspedal. Bei unseren ausgiebigen und nicht immer langsamen Fahrten spürten wir keinerlei Unruhe im Fahrwerk, weder bei flotter Kurvenfahrt noch bei Autobahnetappen. Hier wird der Vorwärtsdrang bei 230 km/h beendet. Volle Punktzahl für Leistung und Fahrverhalten, auch die Bremsen packen stets sicher zu.
In Bezug auf die Alltagstauglichkeit muss man dagegen mehr Kompromisse eingehen. Im dreitürigen Viersitzer haben nur zwei Personen vorne ausreichend Platz. Die Rücksitze nutzt man am besten als Zusatzplatz fürs Gepäck, da der Kofferraum mit 174 Litern überschaubar ist.
Kritik: Obwohl der GR Yaris gerade mal 4,00 Meter in der Länge misst, ist die Karosserie schlecht überschaubar und man ist beim Rangieren froh, dass ausreichend Park-Piepser an Bord sind. Nach hinten beeinträchtigt die Mini-Heckscheibe den guten Rückwärtsblick, zudem ist sie zu klein für einen Wischer.
Kosten: Der Toyota GR Yaris ist mit 47490 Euro kein Sonderangebot. Tief in die Tasche muss man auch an der Tankstelle greifen. Minimalverbrauch waren 7,5 Liter auf 100 Kilometer, im Schnitt lagen wir bei rund neun Liter.
Fazit: Wer Benzin im Blut hat, ein leeres Punktekonto in Flensburg und dafür umso mehr Kohle auf der hohen Kante, kann sich mit dem GR Yaris wie ein Rallye-Pilot im Alltag fühlen. Volker Pfau