Fortsetzung
Umso trauriger, dass sowohl Riff-Mantas als auch Ozeanische Mantas als gefährdet und vom Aussterben bedroht eingestuft sind. „Das liegt daran, dass Mantas in manchen Ländern aktiv gefischt werden. In asiatischen Märkten etwa besteht eine große Nachfrage nach ihren Kiemen, was zu einem starken Rückgang der Populationen geführt hat. Wir haben großes Glück, dass sie in den Malediven unter Schutz stehen.“ Dafür zu sorgen, dass der Indische Ozean ein sicherer Hafen für die Giganten bleibt, das sei die Aufgabe des Manta Trusts. Und so besucht Meral auch die Schulen. „Die maledivischen Kinder lieben das Meer, das sie umgibt, und kennen sich unglaublich darin aus. Sie haben von ihren Eltern und Großeltern oft traditionelles ökologisches Wissen weitergegeben bekommen. Das ist oft so gut, dass ich selbst manchmal mehr von ihnen lerne als sie von mir.“
Ein respektvoller Umgang mit Mantarochen werde der lokalen Bevölkerung von Kindesbeinen mitgegeben. „So achtet man darauf, dass keine weggeworfene Fischereiausrüstung im Meer treibt, wo Mantas hängen bleiben können.“ Und man versuche Touristen zu erklären, sich möglichst ruhig und bedächtig im Wasser zu bewegen. Immerhin hätten die Giganten sehr ausgeprägte Sinnesorgane. Bei großer Unruhe flüchten sie.“
In diesem Moment beschließe ich, diesen Tieren nicht mehr auf die Nerven zu gehen, keinen Schnorchelausflug mehr zu buchen. „Schade eigentlich“, meint Moosa, als ich ihn im Nova Maldives treffe. „Fernando hätte dich sicher gerne kennengelernt.“ Fernando? „Er ist unser geduldigster Walhai. Er mag auch Anfänger, geht ganz behutsam mit menschlichen Besuchern um. Der Rest seiner Familie dagegen kann schon mal ungestüm sein.“
Fernando schaut majestätisch auf dem Video aus, das mir Moosa zeigt. Er ist ungefähr zehn Meter lang. Dieses Schimmern auf seinem Körper, diese Eleganz, wie er sich bewegt. Auch seine Spezies ist bedroht. Und sogar noch seltener als die Mantarochen. Rund 700 Exemplare bewegen sich in den Gewässern rund um Dhigurah Island. Ein einzigartiges Spektakel das ganze Jahr über. Und mit ein Grund, warum Taucher die Malediven lieben. Doch bei einer Begegnung muss man strenge Regeln einhalten. Eine davon ist, dass man immer neben, nie vor einem Walhai schwimmen und den Abstand von vier Metern einhalten muss. Außerdem dürfe man sie unter keinen Umständen berühren. „Walhaie haben eine ganz empfindliche Haut mit einer Schleimschicht, die sie vor Infektionen schützt“, erklärt Moosa. „Berührt man Wahlhaie, zerstört man diese Schutzschicht, was tödlich für sie sein kann.“
Es ist faszinierend, was man auf den Malediven lernt. Ich staune über diese Kreaturen, die weltweit so selten, aber hier so nahe sind. Am nächsten Tag mache ich mit Einheimischen eine Bootstour. Und als hätten sie auf uns gewartet, werden wir plötzlich umkreist von unzähligen Delfinen. Sie springen aus dem Wasser, wirbeln schnatternd in der Luft und lassen sich wieder in die Wellen fallen. Sie scheinen Spaß am Wettschwimmen zu haben, kreuzen den Bug, die meisten wild, ein kleines Delfinbaby bleibt schüchtern neben seiner Mama. Okay, ich muss gestehen: Auch wenn ich keine Wasserratte bin, die Faszination des Meeres und ihrer unglaublich tollen Bewohner hat auch bei mir gezündet. Julitta Ammerschläger