30 Jahre Menschlichkeit

von Redaktion

Die Geschichte des Anna Hospizvereins

Was vor genau 30 Jahren mit einer kleinen Gruppe engagierter Menschen begann, ist heute eine tragende Säule der Hospizarbeit in der Region: Am 18. Mai 1995 wurde der Anna Hospizverein mit 42 Mitgliedern gegründet – getragen von der Vision, schwerkranke und sterbende Menschen würdevoll zu begleiten.

Inspiriert von der britischen Hospiz-Pionierin Cicely Saunders, die 1967 das erste moderne Hospiz eröffnete, nahm auch der Anna Hospizverein seine Arbeit auf – zunächst mit der Ausbildung der ersten Hospizbegleiter, später mit eigenen Schulungskursen.

Wachsen mit dem Bedarf

Schon früh zeigte sich, wie groß der Bedarf an menschlicher Begleitung am Lebensende ist. 1998 fand der erste vereinseigene Ausbildungskurs statt, 2001 wurde die erste Hospizzeitung veröffentlicht. Ein Jahr später begann der ambulante Palliative Beratungsdienst, sich aktiv an der multiprofessionellen Tumorkonferenz der Kreisklinik Mühldorf zu beteiligen – ein wichtiger Schritt in Richtung vernetzter Versorgung.

Ein besonders sensibles Thema griff der Verein 2004 mit der Gründung der Gedenkstätte „Leere Wiege“ auf – ein Ort für trauernde Eltern, deren Kinder vor oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Ein Zeichen für gelebte Menschlichkeit – auch dort, wo Worte fehlen.

Von der Vision zur Struktur

2006 wurde mit der Eröffnung der Palliativeinheit an der Kreisklinik Mühldorf ein Meilenstein erreicht. Zwei eigens ausgestattete Zimmer sowie ein Abschiedsraum sorgten fortan für ein würdevolles Umfeld in der letzten Lebensphase. Die Gründung der SAPV am Inn gGmbH 2009 ermöglichte erstmals eine flächendeckende spezialisierte ambulante Palliativversorgung – ein Angebot, das 2012 in einen offiziellen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen mündete.

In den Folgejahren baute der Verein sein Netzwerk stetig aus. Mit dem Projekt „ZiB – Zeitintensive Betreuung“ wurde 2015 eine neue Versorgungslücke geschlossen: Menschen im Pflegeheim erhalten in der letzten Lebensphase gezielte Zuwendung – mehr Zeit für Gespräche, Bedürfnisse und menschliche Nähe. Dieses Projekt wurde 2016 mit dem Anerkennungs- und Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin ausgezeichnet.

Ein Zentrum der Hoffnung entsteht

Mit dem Umzug nach Annabrunn 2020 entstand ein regionales Zentrum für Hospizarbeit in den Landkreisen Mühldorf, Altötting und Rottal-Inn. Hier sind heute alle Dienste unter einem Dach vereint: von ambulanter Palliativversorgung über Trauerbegleitung bis hin zu Bildungsangeboten. Die Gründung der Hospizakademie Annabrunn 2021 war der nächste konsequente Schritt. Ein weiteres Herzensprojekt ist die „HospizInsel“ in Waldkraiburg: eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für Menschen in der letzten Lebensphase – realisiert dank der großartigen Unterstützung einer Spendenaktion.

Ein Verein mit vielen Gesichtern

Ob Trauerarbeit, Palliativversorgung, Beratung oder Begleitung: Der Anna Hospizverein ist heute ein Ort der gelebten Mitmenschlichkeit. Zahlreiche Ehrenamtliche, Pflegekräfte, Ärzte, Therapeuten und Unterstützer tragen gemeinsam eine Haltung, die zutiefst menschlich ist: „Wir sind da – wenn es darauf ankommt.“ 30 Jahre später blickt der Verein mit Dankbarkeit zurück – und mit Zuversicht nach vorn. Denn die Aufgabe, Menschen am Ende ihres Lebens beizustehen, bleibt eine, die nicht endet.

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