835 PS Leistung, 1000 Nm Drehmoment aus zwölf Zylindern. Es gibt stärkere Autos als den Aston Martin Vanquish. Doch nie war ich bisher in dieser Leistungsklasse unterwegs. Wie ist das, über nahezu unerschöpfliche Kraftreserven zu verfügen? Immerhin 345 Kilometer pro Stunde Spitzentempo wären theoretisch möglich, 386000 Euro kostet der Spaß. Es sind auch günstigere Autos bei der Ausfahrt von Aston Martin München dabei. Das DB 12 Coupé für 234000 Euro oder das Vantage Coupé für 198000 Euro. 680 PS aus einem V8-Motor sind auch keine Verzichtserklärung.
Zunächst bleibt das Ganze im viel engeren Rahmen. Tempo 30 auf der Landshuter Allee in München-Neuhausen. Tempo 60 zunächst auf der Autobahn München–Garmisch. Schließlich freie Fahrt. Ich gebe erstmals richtig Gas. Ein infernalisches Brüllen kündigt an, was folgt. Schiere Gewalt drückt mich in den Ledersitz. Doch schon ist es wieder vorbei. Mehr als Tempo 120 lässt der Verkehr kaum zu. Der Zwölfzylinder ruht sich da im Drehzahlkeller aus, wartet auf bessere Zeiten. Plötzlich mehrere Kilometer übersehbare freie Strecke. Vollgas, aber nicht lange. Nach wenigen Sekunden steht die Tachonadel bei Tempo 225. Mehr ist auch hier nicht drin. Denn Kurven, die ich als lang gezogen kenne, sind nun ungewohnt eng. Dann runter von der Autobahn. Weiter auf der Landstraße zum Sylvensteinspeicher und über die Achenseestraße zum Tegernsee. Zeit für eine Pause.
Faszinierend den Aston Martin, der traditionell das Dienstfahrzeug für Agent 007 James Bond ist. Kann man die Leistung auf öffentlichen Straßen je ausschöpfen? „Kaum“, sagt Wolfgang Oswald, Geschäftsleiter von Aston Martin München. Darum organisiert Aston Martin Events, bei denen die Autos auf Rennstrecken zeigen können, was in ihnen steckt. Der Heckantrieb, die enorme Beschleunigung, sehr wirksame Bremsen und die tadellose Straßenlage überzeugen auch im Alltagsverkehr. Aber es gehöre Disziplin dazu, nicht über die Stränge zu schlagen, sagt Oswald.
Auf der Rückfahrt wird mir das schlagartig bewusst. Da fahren wir nicht im Pulk, sondern einzeln. Eine dicke Limousine blockiert kilometerlang die linke der drei Spuren. Dann zieht sie doch nach rechts. Also kurz Vollgas. So muss sich der Ritt auf einer Kanonenkugel anfühlen. Dann zeigt die Tachonadel, dass es knapp wird mit dem Tempo-120-Limit vor München. Also runter vom Gas. Hoffentlich hat’s noch rechtzeitig vor der Blitzanlage gereicht.
Ein faszinierendes Fahrgefühl. Es sind sichere Überholvorgänge möglich, von denen man in auch nicht untermotorisierten Autos kaum zu träumen wagt. Hätte ich die Disziplin, mich so weit zu zügeln, dass mein Schein nie in Gefahr gerät? Zweifel bleiben. Martin Prem