Energieeffizienz steht bei den meisten Neubauten mittlerweile stark im Fokus. Über eine sorgfältig gedämmte Hülle soll weniger Wärme nach draußen (im Winter) und weniger Wärme nach drinnen (im Sommer) gelangen. Doch auch wenn eben diese Effizienz als Etikett auf dem Produkt draufsteht, muss es längst nicht heißen, dass sie tatsächlich vorhanden ist. Die Arbeit der Baufirmen ist überwiegend seriös, aber es gibt schwarze Schafe, die unsauber arbeiten oder etwa am teuren Dämmmaterial sparen – es aber dennoch abrechnen. Bauherren sollten deshalb ihr neues Heim rechtzeitig auf Energielecks prüfen lassen, rät der Verband Privater Bauherren (VPB). Geeignet dazu ist ein kombiniertes Prüf- und Messverfahren aus Thermografie und Blower-Door-Test.
Die Thermografie ist ein bildgebendes Verfahren, das Temperaturunterschiede auf Oberflächen mithilfe von Infrarotstrahlung sichtbar macht. Sie hilft beim Aufspüren von Wärmebrücken und Feuchteschäden. Die Technologie benötigt dafür aber beständige Temperaturdifferenzen inner- und außerhalb des Gebäudes von mindestens zehn Grad Celsius und kann deshalb nur in der kalten Jahreszeit eingesetzt werden.
Immer möglich ist dagegen ein Blower-Door-Test. Dabei wird ein Ventilator in eine Gebäudeöffnung (meist eine Tür oder ein Fenster) eingebaut und erzeugt einen Über- oder Unterdruck im Gebäudeinneren. Durch die Messung der Luftmenge, die benötigt wird, um den Druck aufrechtzuerhalten, kann der Bauexperte Undichtigkeiten in der Gebäudehülle lokalisieren und die Luftwechselrate des Gebäudes bestimmen. Sinnvoll ist so ein Test unmittelbar nach Herstellung der sogenannten Luftdichtheitsebene, also wenn am noch unfertigen Rohbau die gewünschten Dichtungen installiert wurden. Dann sind Undichtigkeiten am schnellsten zu finden und nicht schon hinter weiteren Bauteilen verborgen.
Aber auch nach Fertigstellung der wärmeübertragenden Gebäudehülle ist eine Messung sinnvoll. So kann der Bauherr kontrollieren, ob im Verlauf der weiteren Arbeiten die Luftdichtheitsebene ernsthaft beschädigt wurde. Für diese Kontrolle beauftragen sollte man unabhängige Experten, die auch ein Interesse daran haben, eventuelle Mängel aufzudecken. Bauherren sollten sich die Ergebnisse außerdem genau erläutern und schriftlich aushändigen lassen. Christoph Kastenbauer