Welche Berufe sind im Kommen?

von Redaktion

Michael Vontra über die Ausbildungssituation im Landkreis

Michael Vontra hat seit Anfang 2024 den Vorsitz der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Traunstein inne, die für die Landkreise Traunstein, Berchtesgaden, Mühldorf und Altötting zuständig ist.

Gibt es bestimmte Branchen, die trotz der aktuellen Herausforderungen besonders stabil sind oder sogar mehr Ausbildungsplätze anbieten?

Der Bedarf zum Beispiel bei den medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen oder in der Pflege ist durch die Demografie bestimmt und weniger durch wirtschaftliche Eintrübungen. Deshalb sind dies beständige Branchen. Auch IT oder die Industrie bilden oft stabil aus – viele sogar mehr als früher. Auch im Handwerk suchen viele dringend Nachwuchs!

Welche Branchen haben Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu besetzen oder zu halten?

Im Einzelhandel, in der Gastronomie oder bei kleineren Handwerksbetrieben bleibt oft viel unbesetzt. Die Gründe: wenige Bewerber, falsche Vorstellungen – oder wenig Bekanntheit.

Azubis wurden nach erfolgreichem Abschluss in der Vergangenheit meist problemlos übernommen – und wie stellt sich die Situation aktuell dar?

Die meisten Firmen wollen ihre Azubis nach der Ausbildung behalten – denn wer einmal gut eingearbeitet ist, ist Gold wert! In manchen Branchen kann’s aber schwanken – je nach Wirtschaftslage. Die höchste Übernahmequote mit 91 Prozent hat die öffentliche Verwaltung, die niedrigste mit 39 Prozent die Land- und Forstwirtschaft.

Gibt es Branchen, in denen die Übernahmequote nach der Ausbildung besonders gesunken ist?

Ja, etwa im Einzelhandel oder im Friseurhandwerk ist die Übernahmequote etwas niedriger. Das liegt teils an wirtschaftlichem Druck oder weniger planbarer Zukunft. Allerdings suchen viele andere Arbeitgeber in den Bereichen. Eine neue Stelle ist gut zu finden.

Gibt es aktuell neue oder besonders gefragte Ausbildungsberufe?

Voll im Kommen: Kaufleute im E-Commerce, Fachinformatiker, Berufe mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung.

Neu geordnet werden dieses Jahr im August etwa die Ausbildungsordnungen Kaufleute für Büromanagement, Floristen und Berufe der Bauwirtschaft. Bei allen dreien wurden Ausbildungsinhalte einer umfassenden Revision, insbesondere vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit, des Klimaschutzes und der Digitalisierung unterzogen. Bei der Bauwirtschaft tritt das aber erst nächstes Jahr in Kraft.

Wie unterstützt die Agentur für Arbeit?

Wir helfen Ausbildungssuchenden bei der Suche, bei Bewerbungen und bei Fragen rund um Ausbildung und Beruf.

Den Unternehmen bieten wir ebenfalls Beratung an. Wir haben Förderprogramme für Azubis, damit alle Jugendlichen eine Chance in Unternehmen bekommen. Fördern können wir mit Einstiegsqualifizierung oder pädagogischer Begleitung, Nachhilfe und so weiter.

Welche Herausforderungen erwarten Sie?

Wir unterstützen Betriebe und Ausbildungssuchende dabei, zusammenzufinden. Die Schere sollte nicht weiter auseinandergehen. Betriebe, die offen sind für ältere Azubis oder ihre Ausbildung auch in Teilzeit anbieten, haben bessere Chancen, die eigenen Plätze zu besetzen.

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