31 Mängel pro Hausbau

von Redaktion

Schließen günstiges und fehlerloses Bauen einander aus?

In vielen Regionen Deutschlands fehlt es an günstigem Wohnraum. Die gerade seitens der Bauwirtschaft proklamierte Lösung: Bürokratie entschärfen, hohe Qualitätsstandards senken und somit günstiger und schneller bauen können. Diese Einstellung scheint allerdings konträr zur Lobby der Bauherren zu stehen. Denn wer sich privat ein Eigenheim baut, will vor allem eins: keine Mängel. Diese scheinen aktuell allerdings wieder zuzunehmen. 

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, erklärt in einem Pressestatement: „Auf Baustandards, die für die Gebäudesicherheit nicht notwendig und gesetzlich nicht zwingend sind, sollten wir rechtssicher verzichten können. Es muss nicht immer die Luxusvariante der technischen Bauvorgaben sein.“

Die Stoßrichtung der Baubranche ist somit klar – doch deckt sich diese auch mit den Bedürfnissen privater Bauherren? Der Verband Bauherren-Schutzbund (BSB) ist sich da alles andere als sicher. In einer Studie zur Bauqualität seines Verbands in Kooperation mit dem Institut für Bauforschung (IFB) verweist er auf eine steigende Anzahl an Mängeln beim privaten Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern. Im Durchschnitt traten während der Bauphase rund 25 Mängel pro Projekt auf. Hinzu kamen im Rahmen der Schlussabnahme weitere sechs Mängel, sodass sich insgesamt 31 Mängel pro Bauvorhaben ergeben. Zum Vergleich: 2019 lag dieser Wert noch bei rund 29. Die Studie basiert auf der Auswertung von rund 700 baubegleitenden Qualitätskontrollen, die die Verbraucherschützer vom BSB an 100 exemplarischen Bauvorhaben in den Jahren 2020 bis 2024 durchgeführt haben. 

Eine steigende Anzahl der Mängel muss dabei nicht zwingend mit den Bestrebungen nach schnellerem und günstigerem Neubau zusammenhängen. BSB-Geschäftsführer Florian Becker sieht hier allerdings durchaus einen Zusammenhang: „Es ist alarmierend, dass die Zahl der Baumängel in den letzten Jahren weiter gestiegen ist. Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten darf die Bauqualität nicht zum Sparposten werden.“

Wo beginnt also der Mangel und wo hören effektive, notwendige Sparmaßnahmen auf? Durch eine Verringerung der Baustandards gerieten Verbraucherrechte nicht in Gefahr, erklärt Pakleppa: „Es geht darum, auch abweichend von einer Norm bauen zu können, wenn es eine kostengünstigere Alternative gibt, die gleichwertig ist und ebenso die vom Besteller gewünschte Verwendungseignung sicherstellt.“ Christoph Kastenbauer

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