Im Spiegel der Zeit

von Redaktion

Internationale Faktoren beeinflussen den deutschen Immobilienmarkt

Zölle rauf oder runter, Krieg oder Frieden im Nahen Osten, Verhandlungen oder Eskalation im Ukraine-Krieg: Weltweite Entwicklungen haben auch hierzulande einen immer stärkeren Einfluss auf den Immobilienmarkt. Denn das Geschäft mit Häusern und Wohnungen wird immer mehr zum internationalen Business.

Wille zu möglichst hohem Profit

„Wohnen ist für viele Menschen im Jahr 2025 zum Armutsrisiko geworden“, prangert der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas Siebenkotten, die deutschlandweit immer weiter steigenden Mieten an. Der Grund dafür liegt allerdings nicht allein an der hohen Nachfrage, sondern auch am Willen zu möglichst hohem Profit. Und diesen zeigen vor allem internationale Immobiliengesellschaften.

Wer Wohnen als Geschäft begreift, befindet sich mittendrin im weltweiten Konkurrenzkampf. In Deutschland befinden sich laut dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2,7 Millionen Mietwohnungen im Besitz von meist internationalen Unternehmen. Laut der amerikanischen Investmentfirma Jones Lang LaSalle (JLL) bezifferte sich das Transaktionsvolumen im ersten Halbjahr auf dem deutschen Immobilieninvestmentmarkt auf 15,3 Milliarden Euro.

Enorme Summen, die den Markt stützen – aber vorrangig von ausländischen Geldgebern stammen. Manche von diesen versprechen sich aktuell in Deutschland aufgrund eines möglichen, durch das Sondervermögen angekurbelten Wachstums steigende Renditen. Aber noch sind die Investitionen längst nicht so hoch, wie sie sein könnten – auch, weil das von außen stimulierte Wachstum stark von äußeren Begebenheiten abhängig ist. Und auf diese lässt sich schlicht nicht mehr vertrauen.

„Zwar sind die Turbulenzen an den Finanzmärkten aufgrund des Israel/USA-Iran-Konflikts ausgeblieben, dennoch zeigt auch der verhaltene Investmentmarkt, dass Unsicherheit und Volatilität keine guten Zutaten für Immobilientransaktionen sind“, erklärt Konstantin Kortmann, CEO der deutschen JLL-Niederlassung. Es bleibe der Eindruck, so Kortmann, dass jeden Tag ein neues Ereignis für Disruptionen sorgen könnte. Eine Disruption, deren Auswirkungen im Ernstfall bis nach Deutschland reichen dürften.

Aktuell geht es aufwärts bei Häusern und Wohnungen, jedenfalls was deren Preise betrifft. Im neuen Immowelt-Preiskompass für das zweite Quartal 2025 zeigen sich moderate Steigerungen im deutschlandweiten Durchschnitt um 0,8 Prozent. Eine kleine Zahl, die zudem auf wackeligen Füßen steht. Internationale Immobilieninvestoren bleiben jedenfalls aktuell laut den JLL-Experten zurückhaltend – auch wegen des weiter bestehende Zollkonflikts mit den USA. Ein Vorteil ergibt sich allerdings aus der weltweiten Unsicherheit: Laut JLL könnte die skeptische Grundhaltung gegenüber den USA dafür sorgen, dass Investoren vermehrt in Europa investieren möchten – wovon auch der Immobilienmarkt profitieren könnte.  Christoph Kastenbauer

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