Tipps für Tansania

Afrika mal anders: Safari mit dem Zelt

von Redaktion

Serengeti, Kilimandscharo: Unser Autor besuchte Tansania mit dem Zelt – und kam so der faszinierenden Tierwelt näher als in oft luxuriösen Lodges.

Es ist vor allem die Nacht, die den Unterschied macht: Das heisere Grunzen eines Warzenschweins, das bizarre Lachen einer Hyäne – und das markerschütternde Brüllen eines Löwen: Geräusche beherrschen die Dunkelheit in der Serengeti, die bei einer Zelt-Safari ungleich unmittelbarer ins Ohr und ins Herz gehen. Selbst der nächtliche Gang zur Toilette wird hier zum Abenteuer: Mit einer Taschenlampe sollen wir auf Hüfthöhe die Umgebung ableuchten – und falls wir reflektierende Augen im Dickicht entdecken, lieber wieder zurück ins Zelt, wurde uns von den Reiseveranstaltern vor der Abreise geraten. Es könnte ja ein aggressiver Büffel oder gar ein Löwe sein…

Aber Sani, ein mit Gewehr patrouillierender Nationalpark-Wächter, der uns seine Liebe zu Deutschland gesteht, weil deutsche Spender seine Ausbildung finanzierten, gibt uns dann das Gefühl der Sicherheit. Und ein Blick in den Sternenhimmel, der hier so unendlich erscheint wie die Weite der Serengeti, bestärkt uns darin, Tansania mit dem Zelt zu erkunden. Natürlich, der Komfort einer Lodge fehlt nach drei Tagen im zunehmend staubigen Zelt. Doch anders als in Botswana, wo unsere Zelt-Safari tatsächlich mit Busch-Klo (einem Loch in der Erde) und Busch-Dusche (Eimer Wasser) ablief, gibt es in der Serengeti richtige Campingplätze mit Dusche und WC.

Im Campingplatz in Seronera in der Zentral-Serengeti stehen die Zelte dicht an dicht, sodass das Schnarchen des Nachbarn mit dem Löwen-Gebrüll konkurriert. Gegessen und gekocht wird in einer Art Käfig für Menschen, der vor den wilden Tieren der Serengeti schützen soll. Doch wenn man beim Zähneputzen von einer neugierigen Impala-Antilope beobachtet und zum Frühstück von einer Gruppe hektisch wuselnder Mangusten (mit den Erdmännchen verwandte kleine Raubtiere) begleitet wird, sind alle Widrigkeiten vergessen.

Am Lobo-Camp-Site sind wir dann ganz allein. Hier erleben wir das, was wir uns von dieser Zelt-Safari erhofft haben: Natur pur, Einsamkeit, Idylle. Mit einem Ranger klettern wir zum Sonnenuntergang auf die Felsen, beobachtet von Klippschliefern, den süßen Murmeltieren Afrikas. Beim Frühstück bekommen wir Besuch von Pavianen. Während wir Kaffee schlürfen, schleicht sich einer an unser Gepäck heran – Guide Baraka vertreibt den frechen Affen.

Baraka, ein hühnenhafter, 30-jähriger Massai, der gut Deutsch spricht, ist es auch, der uns nicht nur die Vielfalt der Tierwelt näherbringt, sondern auch Einblicke in den Alltag der rund 68 Millionen Tansanier. Barakas Vater war noch ein traditioneller Massai, lebte von Viehzucht und hatte drei Frauen und dutzende Kinder. Der 30-Jährige jedoch wollte ein anderes Leben, zog nach Arusha in die Stadt, lernte unter großen Entbehrungen Deutsch und verwirklichte seinen Traum, Touristen-Guide zu werden. „Ich will keine drei Frauen, sondern nur eine – und sie soll arbeiten, nicht abhängig von mir sein und zwei, nicht zwölf Kinder auf die Welt bringen“, so Baraka.

Unterwegs im Massai-Gebiet treffen wir viele von Barakas Stammesbrüdern, die noch traditionell leben – in Rundhütten, mit Rindern und Ziegen umherwandernd. Aber viele dieser so wie vor hundert Jahren herumziehenden Massai tragen dann doch ein Handy unter ihrem karierten Umhang, der Shouka. Die Zeit bleibt auch für dieses stolze Krieger-Volk nicht stehen.

Nach zehn Nächten auf der Isomatte im Zelt gönnen wir uns zwei Nächte in einer Lodge. Aber als wir nachts die ­Augen schließen, ist es enttäuschend still im Zimmer. Afrika hautnah ist um einiges besser… Klaus Rimpel

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