Ob man unaufmerksam oder abgelenkt war oder vielleicht sogar bewusst zu schnell gefahren ist, interessiert den Blitzer nicht. Er blitzt – und dann stellt sich für den Temposünder die Frage nach den Konsequenzen.
Die Hoffnung liegt anschließend auf dem sogenannten Toleranzabzug. Grund dafür ist die Annahme, dass auch technische Geräte anfällig sind für Fehler. Mögliche Ungenauigkeiten bei der Messung sollen nicht zum Nachteil der Verkehrsteilnehmer werden. Darum ist der Abzug in Deutschland obligatorisch und beträgt bei einer Geschwindigkeit bis 100 km/h drei km/h. Ab einer Geschwindigkeit von 100 km/h werden drei Prozent der gemessenen Geschwindigkeit zugunsten des Geblitzten abgezogen.
Wird die Geschwindigkeitsmessung nicht von einem stationären Blitzer, sondern aus einem nachfolgenden Polizeifahrzeug vorgenommen, werden laut ADAC die Regeln etwas mehr zugunsten des Überprüften ausgelegt. Geschieht dies mit einem fest verbauten ProViDa-System gilt bei Geschwindigkeiten bis 100 km/h ein Toleranzabzug von fünf km/h, bei einem Tempo jenseits der 100 km/h werden fünf Prozent abgezogen. Für Messungen, bei denen kein spezielles Messsystem zum Einsatz kommt, muss das Tempo von der Polizei über eine Fahrstrecke von 400 bis 500 Metern gemessen werden und der Abstand zum überprüften Fahrzeug muss konstant bleiben. Dabei gilt ein Toleranzabzug von 20 Prozent.
Gerne wird bei Tempoverstößen die Schuld auf einen ungenauen Tacho im Auto geschoben, der einen in falscher Sicherheit wähnt. Dies ist jedoch nicht der Fall, da ein Tacho nie weniger als die real gefahrene Geschwindigkeit anzeigen darf.
Laut einer EU-Richtlinie darf die Abweichung beim Tacho maximal zehn Prozent plus vier km/h entsprechen. Bei Fahrzeugen, die vor 1991 zugelassen wurden, sind sieben Prozent gestattet. Es kann also sein, dass ein neueres Auto auf dem Tacho eine Geschwindigkeit von 114 km/h anzeigt, tatsächlich ist es aber mit 100 km/h unterwegs.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann mit Hilfe eines Beifahrers und des Navigationssystems des Mobiltelefons anhand des GPS-Signals die eigene Geschwindigkeit messen. Diesen Wert sollte man dann für 50 km/h und 100 km/h ermitteln, um stets auf der sicheren Seite zu sein.
Wer hierzulande das Tempolimit überschreitet, muss mit folgenden Strafen rechnen: Innerorts kostet es 30 Euro, wenn man bis zehn km/h zu schnell fährt, außerorts 20 Euro. Wer mit 21 bis 25 km/h inner- oder außerorts zu schnell fährt, riskiert ein Bußgeld von 100 Euro und einen Punkt in Flensburg. Bei 41 bis 50 km/h über dem Limit drohen innerorts 400 Euro Buße (außerorts 320 Euro), zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. V. Pfau