Bauen ist teuer in Deutschland. Neben einem großen Anteil an Bürokratiekosten gesellen sich hohe Standards beim Bau hinzu, die in Zeiten von steigenden Lohn- und Energiekosten am Ende häufig enorme Summen produzieren – und auch dadurch die Bauzahlen niedrig halten. Ein Lösung aus diesem Dilemma schienen Fertighäuser zu sein. Deren modulares Bauen gilt als zeit- und kostensparend. Große Teile des Hauses werden seriell und witterungsunabhängig hergestellt und auf der Baustelle zügig zusammengefügt. Ob Fertighäuser allerdings ein Allheilmittel gegen die Bau- und Wohnungskrise darstellen, ist in Teilen der Branche zumindest umstritten.
Genehmigungszahlen gehen zurück
Trotz eines gestiegenen relativen Marktanteils des Fertighausbereiches verzeichnet aktuell die gesamte Branche deutliche Einbrüche. Das kann man durchaus als ein Indiz dafür lesen, dass die strukturelle Krise im Wohnungsbau tiefer reicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Baugenehmigungen für Neubauwohnungen im Jahr 2024 um 16,8 Prozent auf nur noch 215900 Einheiten gesunken – der niedrigste Wert seit dem Jahr 2010. Besonders betroffen sind Einfamilienhäuser mit einem Rückgang von 24,2 Prozent und Zweifamilienhäuser mit einem Minus von 26 Prozent. Im selben Zeitraum blieb auch die Fertighausbranche von diesem Negativtrend nicht verschont: Ihr Marktanteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern stieg zwar auf 26,1 Prozent, doch die absoluten Genehmigungszahlen gingen auch hier zurück.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen lassen aktuelle Äußerungen von Bundesbauministerin Verena Hubertz aufhorchen. Sie hatte das serielle Bauen zuletzt als zentrale Stütze eines neuen Bau-Aufschwungs bezeichnet. Laut Hubertz sei es möglich, mithilfe serieller Verfahren die Baukosten um bis zu 50 Prozent zu senken – mit dem Ziel, neue Dynamik in den Wohnungsbau zu bringen. Ob allerdings serielles Bauen tatsächlich diese zentrale Stütze eines möglichen Aufschwungs ist, wie es Hubertz bezeichnet, daran regen sich in der Branche zumindest Zweifel. Nach Ansicht des Bauherren-Schutzbundes (BSB) etwa greife diese Strategie zumindest für private Bauherren zu kurz. „Serielle Verfahren können Effizienzvorteile bieten, sind aber kein Schutzschild gegen die strukturelle Krise im Wohnungsbau“, betont Florian Becker, Geschäftsführer des BSB. „Die aktuellen Zahlen belegen: Technologische Lösungen allein reichen nicht aus.“ Die Lobbyisten wollen sich allerdings nicht falsch verstanden wissen. Der BSB unterstütze durchaus die politische Stoßrichtung zur Beschleunigung im Bauwesen. Gleichzeitig warnt der Verband davor, die Potenziale serieller Verfahren zu überschätzen. Christoph Kastenbauer