„Ich war sicher der schlimmste Mitreisende, den man sich vorstellen kann“, erklärt Jaqueline Schaupp, wenn sie über ihre Flugangst reden soll. Denn die äußerte sich so: Jaquelines Körper zitterte, sie krallte sich in die Armlehne fest, die Hände schwitzten und die Tränen flossen. Alle Versuche, die Panik zu unterdrücken, scheiterten.
Trotz der ausgeprägten Aviophobie, unter der immerhin 15 Prozent der Deutschen leiden, ließ sich die Münchnerin nicht vom Fliegen abbringen. „Gerade im Studium bin ich sehr oft verreist und wollte viel von der Welt sehen“, sagt die 30-Jährige. Mittlerweile Mitgründerin und Marketing-Chefin des amerikanischen Start-Ups Pepper, fliegt Schaupp erst recht nicht mehr „nur zum Vergnügen“, sondern um auf der anderen Seite des Globus zu arbeiten, Kooperationen zu fixen, Investorengespräche zu führen. „Seit Anfang des Jahres bin ich sicher schon ein Dutzend Mal geflogen, fast immer Langstrecke“, so die Unternehmerin.
Da half dann alles nichts. Schaupp musste sich eine Schlaftablette oder sogar ein starkes Beruhigungsmittel einwerfen. Gleich nach Landung mit den heftigen Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Wattekopf und muskulärer Trägheit zu arbeiten und Leistung zu zeigen, war jedoch alles andere als einfach. Dass der Ex-Freund, ein Fluglotse, sie ausführlich mit Infos über die Häufigkeit von Abstürzen und weiteren flugtechnischen Details versorgt hatte, verstärkte die Phobie noch – ebenso wie die Besuche bei zwei Psychologen. Am Ende habe sich die Angst sogar aufs Auto- und Busfahren ausgeweitet.
„Als ich Anfang des Jahres Bernhard Tewes und Sebastian Meckelmann, den Gründer sowie den CTO der HypnoBox-App bei einem Mentorenprogramm für Start-ups im Silicon Valley getroffen habe, war ich wirklich sehr skeptisch“, erinnert sich Schaupp. „Ich mache nicht einmal Meditation oder so was in die Richtung. Aber weil ich Start-ups liebe, dachte ich, ich probier‘s einfach aus und gebe den beiden mein Feedback.“ Im Februar suchte sich Jaqueline Schaupp unter den 600 Suggestions-Bausteinen, die die HypnoBox zu fast allen Lebensthemen von Selbstliebe, Abnehmen, Schlaf über Schreibblockaden und Prüfungsangst bis zu Nichtraucherbleiben oder Nägelkauen bereithält, die für sie passenden aus. „Ich habe zwei, drei Abende in der Woche mein 40-minütiges Programm angehört und bin damit eingeschlafen“, erzählt Schaupp. Dieses zweimonatige Training habe sicher dazu beigetragen, dass der erste Test der App so erfolgreich verlief.
Es ging nach New York mit Umstieg in London. „Auf der Kurzstrecke hatte ich die Tavor für alle Fälle griffbereit. Aber im Grunde bin ich schon ohne jede Angst eingestiegen“, so Schaupp. An Bord ließ das Entspannungs-Intro schnell das bekannte Wohlgefühl in ihr aufkommen und Bernhard Tewes‘ vertraute Stimme ließ die Angst gar nicht mehr in ihr aufkommen. Nach dem Ende des Programms verbrachte sie den Rest des Fluges wach und entspannt.
„Ich kann mich nie so genau an die Inhalte erinnern“, sagt Schaupp über die HypnoBox, „man befindet sich in einem Zustand ähnlich wie dem zwischen Wachen und Einschlafen, wenn das Bewusstsein immer mal aufploppt, sich die Gedanken aber vermengen, abschweifen und man tiefer sinkt.“ Mit der Hypnose als Zustand völliger Willenlosigkeit habe das nichts zu tun – „ich könnte meine Augen in jedem Moment öffnen, wenn ich wollte, aber ich will ja nicht!“ –, sondern viel mehr mit totaler Entspannung und Angstfreiheit, sagt die Gründerin. Auf dem Rückflug habe sie die Beruhigungstablette nicht einmal mehr gefunden und konnte auch ohne dieses Back-up ruhig und sicher nach Hause fliegen. Susanne Böllert