Asiatische Tigermücke, Waschbär, Signalkrebs oder Ambrosia – im Zuge von Globalisierung und Klimaerwärmung haben sich viele Arten in Bayern angesiedelt, die hier ursprünglich nicht heimisch waren.
Manche davon können sich so stark ausbreiten, dass sie zum Problem werden. Aus Sicht von Andreas von Lindeiner vom Naturschutzverband LBV könnte es helfen, wenn sich Menschen umsichtiger verhielten.
Was sind invasive
Arten?
Als gebietsfremde Arten, also Neobiota, bezeichnen Fachleute nach Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) alle Arten, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 in Deutschland eingeführt wurden. Zur invasiven Art werden diese erst, wenn sie sich weiträumig so stark ausbreiten, dass sie die heimische Biodiversität bedrohen.
Manche wie die Stauden-Lupine als Zierpflanze oder der Marderhund für die Pelztierzucht wurden absichtlich nach Deutschland gebracht. Andere werden dagegen versehentlich eingeschleppt, zum Beispiel als blinde Passagiere im Warenverkehr.
Wie viele gibt es in
Bayern?
„Diese Zahl ist wahrscheinlich nur schwer bis gar nicht zu ermitteln und auch von genaueren Definitionen abhängig“, sagt der Experte Frank Glaw von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB). „Viele dieser Arten werden gar nicht systematisch erfasst und eher zufällig entdeckt.“
Viele Arten seien den meisten Menschen auch gar nicht bekannt. „Generell geht man davon aus, dass nur sehr wenige eingeschleppte Arten größere Probleme verursachen“, so Glaw
Welche invasive Arten
bereiten Probleme?
Sorgen bereitet dem LBV-Experten Andreas von Lindeiner unter anderem der Waschbär. „Die meisten Leute finden ihn echt putzig.“ Gleichzeitig sei der Waschbär ein geschickter Räuber, der auch seltenen Vögeln, Fledermäusen oder Amphibien nachstelle und deren Bestände gefährden könne. Aufgefallen sei er bisher vor allem in Unterfranken. Aber wahrscheinlich komme das nachtaktive Tier in Bayern flächendeckend vor.
Vielen Menschen bekannt ist die nordamerikanische Beifußblättrige Ambrosie oder kurz Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia), deren Pollen starke allergische Reaktionen auslösen kann. Über verunreinigtes Saatgut und Vogelfutter gelangte diese nach Deutschland. Laut der Landesanstalt für Landwirtschaft wurden in Bayern von 2007 bis 2023 rund 630 Ambrosia-Bestände mit mehr als 100 Pflanzen gemeldet. Schwerpunkte liegen in Oberbayern, Mittelfranken und teilweise Niederbayern.
Der aus Nordamerika stammende Signalkrebs verdrängt dem LfU zufolge die beiden einheimischen Flusskrebse, Edelkrebs und Steinkrebs. Außerdem überträgt er einen Pilz, der für Edel- und Steinkrebse tödlich ist. Wo der Signalkrebs sich angesiedelt hat, lässt er sich nach LfU-Angaben nicht mehr verdrängen. Spezielle Barrieren können verhindern, dass er sich ausbreitet. Den Pilz hält das jedoch nicht auf.
Für die Landwirtschaft könnten Kirschessigfliege und Schilf-Glasflügelzikade zur Herausforderung werden. Die Kirschessigfliege könne im Wein- und Obstbau für große Ertragsverluste sorgen, sagt SNSB-Experte Thassilo Franke. Die Schilf-Glasflügelzikade sei im Zuge der Klimaerwärmung aus dem Mittelmeerraum zugewandert und übertrage Bakterien auf Kartoffeln, Zuckerrüben und andere Feldfrüchte, die zu massiven Ernteausfällen führten.
Was kann man tun?
Seit 2015 regelt eine EU-Verordnung den Umgang mit den wichtigsten invasiven Arten. Auch die Bevölkerung kann zum Teil mithelfen. So sollte man Nil- und Kanadagänse sowie Waschbären auf keinen Fall füttern. Obacht gilt auch beim Reinigen von Aquarien und Terrarien. Dabei können Pilze über die Kanalisation in die Umwelt gelangen, die tödliche Krankheiten bei heimischen Arten auslösen können.dpa