Hat bei der Automobilindustrie etwa ein Umdenken stattgefunden? Wer sich die vielen Neuheiten von der am vergangenen Sonntag zu Ende gegangenen IAA anschaut, erkennt eine gewisse Abkehr vom Größen- und Luxuswahn der jüngsten Vergangenheit. Es standen nämlich eine ganze Reihe von kleineren Autos in den Messehallen und auf dem Open Space in Münchens Innenstadt. Und dies nicht nur bei Ausstellern aus China. Vor allem der VW-Konzern strengt sich derzeit mächtig an, seinem Anspruch als Hersteller von Volkswagen – also kleineren und vor allem bezahlbaren Autos – wieder gerecht zu werden. Im kommenden Jahr soll der vollelektrische ID.Polo zu Preisen ab 24.990 Euro und mit Reichweiten bis etwa 400 Kilometer an den Start gehen. Eine besonders sportliche Version, der ID.Polo GTI, wurde auch schon mal gezeigt. Außerdem im Kommen: der ID.Cross, der auf der diesjährigen IAA noch mit dem Zusatz Concept präsentiert wurde. Das Serienmodell des SUV dürfte sich aber kaum mehr grundlegend ändern. Bei den weiteren Konzernmarken stehen ebenfalls kleine und kompakte Neuheiten bereit: Cupra Raval und Skoda Epic sollen mit Preisen deutlich unter der 30.000-Euro-Grenze den Einstieg zur jeweiligen Marke und deren Elektroautos attraktiv machen. Als Appetithappen auf den vermutlich 2028 präsentierten rein elektrisch fahrenden Corsa zeigte Opel den GSE Vision Gran Turismo: 800 PS, 800 Nm Drehmoment, von 0 auf 100 km/h in 2,0 Sekunden und eine Spitze von 320 km/h. Die Basisversion des erfolgreichsten Kleinwagens in Deutschland soll aber bei rund 25.000 Euro starten. Leapmotor, die chinesische Marke, die wie Opel ebenfalls zum Stellantis-Konzern gehört, zeigte in München den Fünftürer B05, der mit 4,43 Metern Länge bereits zur Kompaktklasse gezählt wird, aber mit Preisen deutlich unter 30.000 Euro zum Segment der Kleinen gezählt werden kann. Weltpremiere feierte in München die sechste Generation des Renault Clio, der als klassischer Schrägheck und ausschließlich mit Hybrid- und Verbrenner-Antrieben kommt. Der auf 4,12 Meter Länge gewachsene Kleinwagen kommt ab Herbst, vermutlich zu Preisen ab 22.000 Euro. Bis ins neue Jahr muss man warten, um den Nio-Ableger Firefly hierzulande fahren zu können. Der vier Meter lange Kleinwagen mit 41,2-kW-Batterie soll auf 330 Kilometer Reichweite kommen. Dem Anspruch der Marke entsprechend kommt der bestens ausgestattete Firefly, der in Europa entwickelt wurde, recht edel daher, der Preis dürfte darum nur knapp unter der 30.000-Euro-Marke liegen. VOLKER PFAU