„Politik setzt falsche Prioritäten“

von Redaktion

BBV-Kreisobmann Sepp Andres warnt vor Kürzungen und praxisfernen Entscheidungen

Von Karin Zehentner

Die Belange der deutschen und der bayerischen Landwirtschaft werden von der Politik ignoriert. Diesen Eindruck gewinnt, wer die Pläne der EU für die nächsten Jahre genauer unter die Lupe nimmt.

„Der Gesamt-Etat wird für die Jahre 2028 bis 2034 zwar von 1,1 Billionen auf zwei Billionen Euro heraufgesetzt“, erklärt BBV-Kreisobmann Sepp Andres. „Die Gelder, die für die Agrarwirtschaft vorgesehen sind, werden allerdings von 387 Milliarden Euro auf 300 Milliarden Euro gekürzt – das sind fast 25 Prozent.“ Die Versorgungssicherheit in Sachen Ernährung steht mit solchen Entscheidungen auf wackligen Beinen. Ein Umstand, der nicht nur Landwirte, sondern auch Verbraucher mit Besorgnis erfüllen dürfte.

„Wir können noch so viel Panzer herstellen – wenn diejenigen, die sie produzieren oder bedienen sollen, nichts zum Essen haben, hilft uns das für die Verteidigung auch nichts“, stellt der BBV-Kreisobmann fest.

Familiengeführte Betriebe stärken

Er stellt sich die Frage: „Setzt die Politik die richtigen Prioritäten?“ Für ihn hat die Ernährungssicherheit klar Vorrang. Um diese zu gewährleisten, müssen für Andres dringend wichtige Weichen gestellt werden.

Dazu gehört unter anderem, die familiengeführten Betriebe zu stärken und zu fördern. „Gut ist zum Beispiel, dass der Fördersatz für die ersten 30 bis 50 Hektar höher ist. Das hilft den kleineren Betrieben“, so Andres. Abbau der Bürokratie ist ein weiterer Schritt, der den Bauern die eigentliche, für die ganze Gesellschaft existenziell notwendige Arbeit erleichtert. Eine weitere Maßnahme wäre die Unterstützung junger Landwirte, in dem man ihnen zum Beispiel beim Tierwohl-Stallbau finanziell unter die Arme greift oder die Umsetzung technischer Neuerungen etwa im Pflanzenschutz fördert. „Das ermöglicht eine effizientere Transformation“, so Andres.

Einer sicheren Zukunft der Landwirtschaft abträglich hingegen ist das neue Mercosur Abkommen: „Cars for cows“, lautet hier das Motto. Bedeutet: dafür, dass die Industrie zu verminderten Zollsätzen Autos exportieren kann, dürfen andere Länder billiges Rindfleisch nach Deutschland importieren. „Produziert zu Standards, die mit unseren mitnichten vergleichbar sind“, erklärt der BBV-Kreisobmann. Das sei weder fair für die Bauern, noch lukrativ. Denn die Produktionsansprüche in Deutschland sind hoch: Tierwohl, Pflanzenschutz: dafür wird hierzulande von den Erzeugern viel Geld in die Hand genommen. Die Landwirte wollen den Handel, sie brauchen den Handel – aber nicht intersektionär, sondern innerhalb des Agrarbereichs. „Das, was importiert wird, muss denselben Anforderungen unterliegen, wie bei uns“, fordert der BBV-Kreisobmann. „Das wäre echte Ehrlichkeit – auch dem Verbraucher gegenüber.“

Ehrlichkeit bei Klima-Zielen

Zugute kommen würde solche Ehrlichkeit auch den Klimaschutzzielen: Kommen doch bei ausländischen Erzeugern immer noch zum Beispiel Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, die in Deutschland längst verboten sind. Außerdem werden diese Lebensmittel über lange Strecken transportiert – solche Lebensmittel sind also alles andere als klimafreundlich.

„Die Importe aus China gehören in jedem Fall reduziert“, findet Andres. Auf diesem Gebiet zumindest mache die EU erste Schritte – wenn auch zaghafte.

Und viele der Entscheidungen, die sich zunächst gut anhören, helfen den Landwirten nicht wirklich weiter: So sei vor Kurzem der Abschuss des Goldschakals ins Jagdrecht aufgenommen worden.

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