Schildkröten, Kokos und der Duft von Zimt

von Redaktion

Die Seychellen gelten als Traumziel im Indischen Ozean. Doch hinter der perfekten Kulisse steckt mehr: ein echtes Naturparadies, das auf Umweltschutz setzt und Besucher mit herzlichen Begegnungen und Bodenständigkeit empfängt.

„Ladies und Gentlemen, hier spricht Ihr Kapitän. In zehn Minuten beginnen wir mit dem Landeanflug aufs Paradies.“ Und er hat recht: Schon beim Blick aus dem Flugzeugfenster auf die schwarzgrauen Granitfelsen, die zwischen grünem Dschungel und dem türkisblauen Indischen Ozean ragen, wird mir klar, warum die Seychellen als Inbegriff tropischer Schönheit gelten. Fast 1000 Pflanzenarten wachsen hier, rund 250 davon gibt es nur auf diesem Archipel aus 115 Inseln – darunter auch der Takamaka-Baum, ein knorriger Tropenriese mit ausladendem Blätterdach. Inmitten einsamer Buchten und dichter Wälder trifft man auf tierische Urzeitwesen wie die Aldabra-Riesenschildkröte oder winzige Frösche, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Wer auf dem Internationalen Flughafen der Hauptinsel Mahé landet, betritt eine andere Realität. Und manchmal auch in eine winzige Propellermaschine: Diese bringt mich in 15 Minuten zur Nachbarinsel Praslin. Dort ist alles nur einen Katzensprung entfernt, auch mein Hotel.

Schildkröten streicheln

Keine Stunde später streichele ich den faltigen Hals von Donatello, 55, der sich wie eine alte Lederhandtasche anfühlt. Mein Gegenüber genießt es sichtlich und reckt sich noch ein bisschen weiter aus dem dicken Panzer. Donatello ist eine Riesenschildkröte. Er und seine Artgenossen werden bis zu 200 Jahre alt und 300 Kilo schwer, erklärt mir Robert Matumbe der im Constance Lemuria Resort als „Turtle Manager“ im Einsatz ist. Er weiß alles über die Reptilien und verrät mir, dass diese Krauleinheiten am Hals lieben – man aber nicht die Rillen am Panzer berühren sollte. „Da sind sie sehr empfindlich.“ Für seine Schildkröten ist Robert rund um die Uhr auf Abruf und führt sie auch mitten in der Nacht vom Golfplatz zurück, wenn sie sich mal verlaufen.

Praslin ist berühmt für das Vallée de Mai, ein geschützter Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe. Hier wächst die sagenumwobene Coco de Mer: eine Palme, die man nur auf den Seychellen findet. Dazu kommen kokosnussweiße Strände wie Anse Lazio. Durchs Vallée de Mai streife ich zur heißen Mittagszeit. Der größte Andrang herrscht am frühen Morgen, doch nun habe ich die gut ausgebauten Spazierwege fast für mich alleine. Angenehm schattig und kühl ist es unter dem grünen Blätterdach. Auf dem Rückweg halte ich bei „Island Coco Enterprises“ in Grand Anse. Von einer „Fabrik“ ist auf dem Schild am Straßenrand die Rede, doch es handelt sich nur um ein kleines Häuschen mit Ein-Mann-Produktion. Chef Francis ­Cupidon zeigt mir, wie er bis zu 500 Kokosnüsse am Tag verarbeitet. Aus dem Öl, der Milch und den Raspeln macht er feinstes Peeling, pflegende Haut- und Haarprodukte sowie Seifen in Coco-de-Mer-Form. Auch Zimt mahlt er selber. Natürlich kaufe ich ein paar Dinge – wenig später geht es zurück nach Mahé.

Vielen Deutschen gefallen die ­Seychellen so gut, dass sie bleiben. Wer sich ein bisschen betätigen möchte, kann etwa mit Markus Ultsch-Unrath im Norden von Mahé auf Anfrage junge Mangroven pflanzen. Der Bayer ist als Nachhaltigkeits-Manager im Constance Ephelia Resort angestellt und schaut, dass möglichst wenig verschwendet wird. Das Ephelia erstreckt sich direkt am Port Launay Marine Park. Auch Urlauber, die nicht hier übernachten, haben Zutritt. Denn laut Gesetz sind im Insel-Staat alle Strände öffentlich. Das Besondere am Port Launay Beach ist seine Lage an einer u-förmigen Bucht. Auch an windigen Tagen kann man hier bei einem 400 Meter langen Schnorchelpfad bunte Korallen bestaunen oder mit einem SUP übers glasklare Wasser gleiten. An der Beachbar Kabana eine Piña Colada bestellen, dazu Mango- und Palmenherzsalat – besser kann ein Urlaubstag nicht ausklingen. Und so fällt es auch mir schwer, mich zu verabschieden. Die Seychellen sind mein neues Herzensziel. Darum: auf Wiedersehen! Anna Butterbrod

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