Parodontitis – nein danke! Die Zahnbettentzündung ist nicht nur eine der Hauptursachen für Zahnverlust, sondern erhöht auch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall. Umso wichtiger ist es, mit sorgfältiger Mundhygiene und gesundem Lebensstil vorzubeugen, appelliert die Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK).
Volkskrankheit
Parodontitis
Parodontitis ist eine Volkskrankheit und trifft etwa jeden zweiten Erwachsenen in Deutschland. Sie beginnt unspektakulär mit einer Zahnfleischentzündung, einer sogenannten Gingivitis. Dabei ist das Zahnfleisch gerötet oder geschwollen und blutet schnell, zum Beispiel beim Zähneputzen oder beim Benutzen von Zahnseide. Weil es nicht schmerzt, werden die Symptome oft nicht ernst genommen.
Aber Achtung: Sie sind ein Warnsignal, denn wenn die Entzündung länger dauert und chronisch wird, kann sie auf das Zahnbett übergreifen und sich zu einer Parodontitis auswachsen. Dabei löst sich das entzündete Zahnfleisch vom Zahnhals und es entstehen Taschen, in denen sich aggressive Bakterien ungestört vermehren können.
Unbehandelt kann die Entzündung weiter bis tief in den Zahnhalteapparat vordringen. Dabei kommt es durch die Bakterien auch zur Zerstörung des Kieferknochens. Dann drohen Wackelzähne und Zahnverlust.
Durch das Zahnfleisch
in die Blutbahn
Gingivitis und frühe Parodontitis-Stadien sind „stille“ Krankheiten, weil sie oft jahrelang vor sich hin schwelen, ohne Beschwerden zu verursachen. Das ist tückisch, weil die entzündlichen Prozesse lange unbemerkt bleiben und ungestört fortschreiten können.
Gefährlich ist, dass die Parodontitis nicht auf den Mund beschränkt bleibt: „Die Bakterien und Entzündungsmediatoren können durch die Zellen des entzündeten Zahnfleischs in die Blutbahn schlüpfen und im Körper unter anderem Herz-Kreislauferkrankungen fördern – indem sie die Blutgefäße schädigen“, erklärt Professor Dr. Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Lehrstuhlinhaber für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/Herdecke.
Menschen mit Parodontitis haben laut Studien ein etwa doppelt so hohes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Parodontitis fördert zudem die Entstehung von Bluthochdruck, der das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall ebenfalls erhöht. Es scheint sogar einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und einer höheren kardiovaskulären Sterblichkeit zu geben.
Parodontitis
vorbeugen
Nicht rauchen, gesund essen, gute Mundhygiene: Ob man an Parodontitis und/ oder einem Herz-Kreislaufleiden erkrankt, hängt zum Teil von den Genen ab. Deutlich mehr Einfluss hat aber der Lebensstil. Etliche Risikofaktoren gefährden sowohl das Herz als auch das Zahnfleisch. Dazu gehören vor allem eine ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, Übergewicht, Diabetes und Rauchen. Rauchstopp und die Umstellung auf einen antientzündlichen Speiseplan mit vorwiegend pflanzlichen, unverarbeiteten Lebensmitteln, hochwertigen Ölen, ab und zu Fisch sind daher neben ausreichender Bewegung wichtige Stellschrauben, um Parodontitis und Herzerkrankungen vorzubeugen.
Unverzichtbar ist außerdem eine sorgfältige Mundhygiene. Das heißt: Mindestens zweimal täglich die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta putzen und zusätzlich die Zahnzwischenräume täglich mit Zahnseide oder Interdentalbürstchen reinigen.
Mundspüllösungen können ergänzend zum Einsatz kommen. Das schützt die Zähne vor Karies und trägt dazu bei, einer Zahnfleischentzündung oder gar Parodontitis vorzubeugen – und damit auch schwerwiegenden chronischen Erkrankungen.
Risiko erkennen
Folgende Symptome können auf eine chronische Gingivitis oder Parodontitis hinweisen. Wer sie bei sich feststellt, sollte einen Termin beim Zahnarzt vereinbaren. Je früher Parodontitis erkannt wird, desto besser kann sie gestoppt werden.
• Häufiges Zahnfleischbluten
• Gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch
• Dauerhafter Mundgeruch oder ein schlechter Geschmack im Mund
• Zurückgehendes Zahnfleisch
• Empfindliche, freiliegende Zahnhälse
• Austritt von Eiter aus den Zahnfleischtaschen
• Lockere Zähne DAZ