Andreas Herbst, Jugendabteilungsleiter des TSV 1860 Rosenheim und Geschäftsführer des Deutschen Fußball Internats (DFI), blickt im Interview auf das erste Jahr nach der Fusion zurück. Dabei spricht er über sportliche Erfolge, organisatorische Entwicklungen und die künftige Ausrichtung der gemeinsamen Nachwuchsarbeit.
Herr Herbst, wie fällt Ihr Fazit nach dem ersten Jahr der Fusion aus?
Nach zwölf Monaten können wir insgesamt eine sehr positive Bilanz ziehen. Die Erwartungen, die wir uns zu Beginn der Zusammenarbeit gesetzt haben, wurden weitgehend erfüllt, viele davon sogar übertroffen. Natürlich gab es anfangs einige Hürden, wie sie bei einer so weitreichenden Kooperation nicht ausbleiben.
Doch diese wurden Schritt für Schritt überwunden, und mittlerweile sind zahlreiche Abläufe eingespielt. Besonders erfreulich ist, dass beide Seiten ein gemeinsames Selbstverständnis entwickelt haben, das im Alltag spürbar ist. Der Austausch ist enger geworden, das Vertrauen ist gewachsen und die Zusammenarbeit funktioniert heute auf einer stabilen Basis.
Wie lief es sportlich für die Teams in der ersten Saison?
Die sportliche und individuelle Entwicklung der Spieler war durchweg erfreulich. Besonders hervorzuheben sind die U15, die in der Bayernliga Vizemeister wurde und die Meisterschaft nur knapp verpasst hat, sowie die U17, die den Klassenerhalt sichern konnte und damit auch in der kommenden Saison wieder in der Bayernliga vertreten sein wird.
Das sind sportlich gesehen unsere höchstklassigen Teams, aber auch in den jüngeren Altersklassen konnten wir eine durchweg positive Entwicklung beobachten. Von der U10 bis zur U13 wurden zahlreiche Turniere und Leistungsvergleiche bestritten, viele davon erfolgreich, und die Jungs konnten wertvolle Erfahrungen sammeln.
Am Rande sei erwähnt, dass wir auch in den Förderligen vordere Platzierungen erreichen konnten. Das ist erfreulich und eine Bestätigung für unsere Arbeit, aber nicht das Hauptziel. Entscheidend bleibt die individuelle Weiterentwicklung jedes einzelnen Spielers. Dass sich diese Arbeit auszahlt, zeigt sich auch daran, dass wir in der abgelaufenen Saison sage uns schreibe 20 Spieler an namhafte Nachwuchsleistungszentren abgeben konnten – darunter Vereine wie der FC Ingolstadt, die SpVgg Unterhaching, der SSV Jahn Regensburg oder auch der FC Bayern München.
Solche Schritte sind ein starkes Zeichen dafür, dass wir mit unserem Ausbildungsansatz auf dem richtigen Weg sind.
Und organisatorisch – wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt?
Zu Beginn mussten viele Prozesse neu geschaffen und abgestimmt werden. Dank der sehr guten Vorarbeit der Koordinatoren beider Seiten war der Einstieg dennoch gut strukturiert möglich. Anschließend stand ein intensiver Austausch im Vordergrund, um Abläufe und Verantwortlichkeiten klar zu regeln.
Heute sind viele Strukturen gefestigt, und wir arbeiten weitgehend nach einheitlichen Standards. Natürlich gibt es immer wieder Punkte, die nachjustiert werden müssen – das ist aber Teil einer gesunden Weiterentwicklung. Ein Beispiel dafür ist die Trainingsorganisation, die durch die Vielzahl an Teams anfangs eine Herausforderung war. Hier haben wir inzwischen feste Abläufe etabliert, die den Trainern und den Spielern Klarheit geben.
Auch die interne Kommunikation hat sich stetig verbessert. Regelmäßige Abstimmungen sorgen dafür, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind und mögliche Probleme schnell gelöst werden können. So ist ein stabiles Fundament entstanden, das nun weiter ausgebaut wird.
Wie haben die Spieler die Fusion aufgenommen?
Für viele war es zu Beginn sicher ungewohnt, plötzlich mit ehemaligen Rivalen in einer Mannschaft zu stehen und das Rosenheimer Logo zu tragen. Doch schon nach kurzer Zeit hat sich gezeigt, dass der Fußball verbindet. Mittlerweile haben sich über alle Jahrgänge hinweg sehr gefestigte Teams entwickelt. Durch gemeinsame Trainingslager und Teambuilding-Maßnahmen sind nicht nur stabile Mannschaften entstanden, sondern auch ein ausgesprochen gutes Miteinander über die Jahrgangsgrenzen hinaus.
Besonders positiv ist, dass die Spieler inzwischen nicht nur innerhalb ihrer Teams gut harmonieren, sondern auch untereinander viele Freundschaften entstanden sind. Aktivitäten wie Abschlussfahrten nach Prag oder Kroatien oder die Teilnahme an internationalen Turnieren haben dazu beigetragen, dass die Jungs über den sportlichen Alltag hinaus zusammengewachsen sind. Dieser Gemeinschaftsgedanke ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Fusion und zeigt sich auf und neben dem Platz.
Und wie sieht es mit der Resonanz von Eltern und Umfeld aus?
Auch hier gab es anfangs unterschiedliche Meinungen und vereinzelt kritische Stimmen. Mittlerweile hat sich jedoch eine sehr konstruktive Dynamik entwickelt. Die Eltern investieren viel Zeit und Energie, um die sportliche Entwicklung ihrer Söhne zu unterstützen, und sie wissen das erweiterte Angebot durch die Fusion zu schätzen. Für dieses Engagement sowie für die Geduld und das Vertrauen sind wir sehr dankbar. Darüber hinaus ist ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl gewachsen. Eltern und Verein ziehen an einem Strang, was den Spielern wiederum zugutekommt.
Das zeigt sich nicht nur bei Heimspielen oder Turnieren, sondern auch bei den vielen Trainingslagern, Tagesaktivitäten oder internen Veranstaltungen, die von großer Unterstützung begleitet wurden. Diese positive Grundhaltung trägt entscheidend dazu bei, dass die Fusion nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich im Vereinsleben angekommen ist.
Welche Ziele haben Sie für das zweite Jahr?
Unser Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf der bestmöglichen sportlichen und persönlichen Ausbildung der Spieler. Wir möchten die Jugendlichen auf ihre nächsten Schritte vorbereiten – unabhängig davon, ob diese im eigenen Verein, in höheren Ligen oder in Nachwuchsleistungszentren erfolgen.
Darüber hinaus wollen wir die bestehenden Strukturen weiter professionalisieren und die Kommunikation zwischen allen Beteiligten noch effizienter gestalten. Wichtig ist uns dabei, die Balance zwischen sportlicher Exzellenz und persönlicher Entwicklung zu wahren. Der Fußball steht im Mittelpunkt, aber wir wollen die Spieler auch in ihrer Persönlichkeit stärken und ihnen Werte wie Teamgeist, Respekt und Verantwortungsbewusstsein mitgeben. Nur so können sie langfristig erfolgreich sein – egal, welchen Weg sie später einschlagen.