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„Ich bin der Ersatzpapa der Känguruwaisen“

von Redaktion

Der australische Tierschützer Chris Barns ist das Vorbild für den Kinohit „Lilly und die Kängurus“

Gerade läuft im Kino der Familienfilm „Lilly und die Kängurus“. Darin strandet TV-Wettermoderator Chris (Ryan Corr) nach einem Karriereknick in einer Outback-Gemeinde nahe Alice Springs. Als er aus Versehen ein Känguru anfährt, sucht er jemanden, der sich um das Tier kümmern kann. Dabei begegnet er der 12-jährigen indigenen Charlie (Lily Whiteley). Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht – und eine Liebe zu den australischen Beuteltieren.

Der Film ist supersüß. Was man im Abspann liest: Er basiert auf einer wahren Begebenheit. Auf Nachfrage in Australien werden wir auf Chris Barns verwiesen, der 2009 das „Kangaroo Sanctuary“ gegründet hat, eine Auffangstation für verwaiste Kängurus in der Wüstenstadt Alice Springs.

„Es ist jetzt genau 20 Jahre her, dass ich per Zufall auf der Straße zwischen Uluru und Alice Springs ein angefahrenes Känguru fand. Das war der Tag, der mein Leben für immer veränderte“, erinnert sich Chris Barns. Und weiter: „Ich sparte Geld, kündigte meinen Job und gründete 2009 die Auffangstation The Kangaroo Sanctuary. Hier päppeln wir bis heute kleine Känguruwaisen auf und bereiten sie darauf vor, eines Tages in die Wildnis zurückzukehren.“

Flaschenmilch und ganz viel Knuddeln

Kurze Zwischenfrage: Wie päppelt man denn Känguru-Babys auf? „Wir füttern sie mit Milch, machen sie sauber, knuddeln sie und spielen mit ihnen. Ungefähr 15 haben wir gerade bei uns, aber auch rund 60 erwachsene. Auch sie werden bei uns versorgt, bis sie wieder aufbrechen können in die Weite des Outbacks.“

Ist dieses Heim für Kängurus ein Fulltime-Job? „Absolut“, versichert Chris. „Die Kängurus müssen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche betreut werden. Aber das ist voll okay für mich. Ich empfinde das Ganze ja weniger als Arbeit, mehr als Passion. Und so habe ich mein Leben dem Rhythmus der Tiere angepasst. Frühmorgens bereite ich 15 Flaschen Milch für die Baby-Kängurus vor. Dann wird gekuschelt.“ Übrigens nicht nur von ihm, auch seine Frau Tahnee sei als Ersatz-Mama wie er, der Ersatz-Papa, im Knuddel-Einsatz. Rund um die Uhr. „Erst wenn sie schlafen, schlafen auch wir oder machen mal eine Pause…“ Und dann würden sie gerne eine Runde spazieren gehen durch das wunderschöne Naturschutzgebiet hinter ­Alice Springs. „Und dabei können wir dann unsere geretteten Kängurus beobachten, wie glücklich und gesund sie sich in ihrem natürlichen Lebensraum fühlen. Sie sind einfach unglaubliche Tiere.“

Zwischen Glück und Abschiedsschmerz

Hört sich fast so an, als sei er traurig, wenn die Tiere zurück in die Wildnis entlassen werden? „Es ist ein schönes Gefühl, denn das heißt, dass wir unser Ziel erreicht haben. Trotzdem fehlen sie mir natürlich.“

Aus dem Nähkästchen geplaudert: Was ist der größte Fun Fact über die Beuteltiere, den nur die wenigsten kennen? „Kängurus können ihre Hinterbeine an Land nicht unabhängig voneinander bewegen, nur zusammen. Aber wenn sie schwimmen (sie sind gute Schwimmer), bewegen sie jedes Bein einzeln. Außerdem weiß kaum jemand, dass Kängurus in Gruppen von etwa zehn Tieren – Männchen und Weibchen – leben.“

Beeindruckend findet Chris auch, dass alle Kängurus, die bei ihm leben, unterschiedliche Charaktere haben. „Viele von ihnen sind freundlich, aber durch ihre Instinkte sind sie auch wild. Einige sind dickköpfig, andere lustig, manche sehr eigen. Andere sind sehr liebevoll, wollen nur geknuddelt werden.“

Die Arbeit mit den Tieren scheint Chris komplett auszufüllen. Und wenn er doch mal durchatmen muss, seine Akkus aufladen, was macht er dann? „Die Sterne am Himmel betrachten. Hier ist der beste Ort der Welt, um die Milchstraße zu sehen.“ Und was sonst sollte man sich in Alice Springs und Umgebung unbedingt anschauen? „Natürlich das Kangaroo Sanctuary“, antwortet Chris gleich mit einem dicken Grinsen. „Ohne das gesehen zu haben, sollte man nicht abreisen. Aber auch den faszinierenden Gebirgszug West MacDonnell Ranges mit den Schluchten Ormiston Gorge und Standley Chasm und den Wanderweg Larapinta Trail.“ Julitta Ammerschläger/australia.com

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