Verschwunden in der Landschaft

von Redaktion

Spiegelglas-Fassaden sind trickreich, aber im Privaten nur schwer umsetzbar

Es ist ein aufsehenerregender Effekt: Gebäude werden äußerlich verspiegelt und verschwinden so visuell in der Landschaft. Ein Beispiel ist etwa das Forschungsmuseum „Paläon“ in Schöningen, Niedersachsen, mit seiner futuristischen Architektur, die sich fast unsichtbar in die Landschaft schmiegt. Verspiegelte Fassaden haben auch bei Wohnhäusern ihre Vorteile. Dennoch werden sie selten umgesetzt – aus verschiedenen Gründen.

Glas mit metallischen
Oxiden beschichtet

Die Fassaden funktionieren, indem eine Glasschicht mit metallischen Oxiden beschichtet wird, sodass ein Spiegeleffekt entsteht. Dahinter steht meist das sogenannte Magnetron-Sputter-Verfahren, bei dem eine dünne Metallschicht aus Silber oder Aluminium auf das Glas aufgebracht und zusätzlich mit Lack versiegelt wird.

Die Vorteile für Wohnhäuser liegen auf der Hand: So bieten verspiegelte Fassaden sehr guten Hitzeschutz, da sie bis zu 85 Prozent der Wärmestrahlung reflektieren. Zudem sorgen sie für optimalen Sichtschutz von außen nach innen – die Privatsphäre bleibt gewahrt, während der Ausblick nach draußen möglich bleibt. Von der Optik ganz zu schweigen: Gerade bei Menschen, die im Grünen leben, entfaltet die Fassade eine atemberaubende Wirkung, wenn Bäume, Felder, Flüsse und Himmel visuell mit dem eigenen Gebäude verschmelzen. 

Was auf freier Fläche allerdings faszinierend anzuschauen ist, kann in eng bebauten Gebieten wiederum als störend empfunden werden. Dies ist wohl einer der Hauptgründe, warum man komplett verspiegelte Gebäude selten in Wohngebieten sieht. Die meisten Landesbauordnungen schreiben zwar keine expliziten Verbote für verspiegelte Fassaden vor. In vielen Innenstädten und Wohnlagen gibt es allerdings explizite Gestaltungssatzungen, die verspiegelte Fassaden verbieten oder deren Einsatz stark einschränken.

Doch warum das Verbot, bei all der Schönheit? Einmal leidet in vielen Fällen der ästhetische Effekt in eng bebauten Gebieten, wenn sich nur Hauswände im Spiegel wiederfinden – oder die Bewohner und deren Fenster, was auch Problematiken  in Bezug auf die Privatsphäre mit sich bringt. Zudem spiegelt sich in den Fassaden auch grelles Sonnenlicht, das in Städten und Gemeinden schnell mal störend im Auge des Nachbarn landet. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum Dächer niemals verspiegelt sein dürfen – die Blendungsgefahr für Piloten ist zu groß. Christoph Kastenbauer

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