Wo Sisi Veilchenpralinen naschte

von Redaktion

Auf den Spuren von Kaiserin Elisabeth durch die österreichische Kurstadt Bad Ischl

Abenteuerlustig und rebellisch war sie, ließ sich im Alter von 51 Jahren in einer Hafenkneipe einen Anker auf ihr linkes Schulterblatt stechen. Doch sie hatte auch stille, introvertierte Momente. Die lebte sie am liebsten in Bad Ischl aus. Die Rede ist von Kaiserin Elisabeth. Nachdem Kaiser Franz Joseph I. dort im Jahr 1853 um ihre Hand angehalten hatte, kehrte sie immer wieder in die österreichische Kurstadt zurück. Im Marmorschlössl – Sisis privaten Rückzugsort – soll sie auf der Terrasse in die Natur geträumt und im Salon Gedichte geschrieben haben.

Sisi und Bad Ischl verbindet eine sehr persönliche, emotionale Beziehung. Und bis heute hält man hier die Erinnerung an den berühmten Gast lebendig. Etwa mit eigenen Sisi-Tagen. Anfang November ist es wieder so weit. Dieses Mal im Hotel Grand Elisabeth (www.grand-elisabeth.at). Wir begeben uns auf Spurensuche, wollen wissen, wie präsent Sisi auch 121 Jahre nach ihrem Tod in Bad Ischl noch ist.

Erster Anruf bei Philip Zauner, Geschäftsführer vom Café Zauner (www.zauner.at). Hier bestellte Sisi ihr Naschwerk. „Es ist bekannt, dass sie eine geheime Schwäche für Süßes hatte“, strahlt Zauner. Natürlich weiß man dort auch, für was genau. „Sisi mochte generell alles mit Veilchen, zum Beispiel Pralinen mit Veilchen oder kandierte Veilchen. Auch Veilcheneis und Veilchensaft bestellte sie. Außerdem wurde in der Kaiservilla gerne Zauner-Schokoladecreme in Gläsern gegessen und feine Biskuits in Champagner getaucht.“

Sisis hauchzarte Veilchenpralinen sind bis heute heiß begehrt – auch bei den Gästen des Grand Elisabeth Hotels. Dort werden in der Violet Hour Bar auch der lilafarbene Cocktail „Die Kaiserin“ und der Aperitif „Veilchen Spritz“ gemixt. Eine Etage tiefer bietet der Organic Alps Spa Schönheitsrituale à la Sisi an. „Ein Schoko-Facial aus feinster Kollagenschokolade etwa“, verrät Doris Brugger von DORISSIMA. „Es ist eine aphrodisierende Behandlung, die an die Schönheitsrituale von Kaiserin Elisabeth anknüpft. Sie war sehr innovativ, hat schon im 19. Jahrhundert auf kollagenhaltige Anwendungen gesetzt und die antioxidative Wirkung dunkler Schokolade geliebt.“

Schmunzelnd erzählt man in Bad Ischl auch, dass Sisi bei Gesichtsmasken recht experimentierfreudig gewesen sei. „Sie legte sich über Nacht auch mal rohes Kalbsfleisch aufs Gesicht, um Fältchen zu straffen.“

Noch mehr ihrer Schönheitsgeheimnisse erfahren wir bei Heimo Horvarth in der Kur­Apotheke. „Man weiß, dass Sisi sehr eitel war und viel Zeit in ihr Aussehen investierte. So soll sie ihr über ein Meter langes Haar mit mindestens drei Kämmeinheiten täglich gebürstet haben und dieses alle drei Wochen mit destilliertem Wasser aus der Kur­-Apotheke, Eigelb und Cognac gereinigt haben.“ Außerdem habe sich Sisi in der Apotheke mit Veilchendüften und Schneckenschleimcreme eingedeckt. Letztere wurde dort extra für sie angerührt, da Sisi auf das enthaltene Elastin schwor.

Die Spurensuche ist ziemlich kurzweilig. Fehlen nur noch die Lieblingsorte der Kaiserin. Aus der k. u. k. Zeit stehen in Bad Ischl eine Reihe schöner historischer Gebäude. Beispielsweise die alte Trinkhalle, in der der Adel kurte, oder das imposante Post- und Telegrafenamt.

Hauptanziehungspunkt für Sisi-Fans aber bleibt die Kaiservilla. Erzherzogin Sophie, die Mutter von Franz Joseph, hatte dem Paar die Villa zur Hochzeit geschenkt, sie wurde deren Sommerresidenz. Heute ist das Gebäude zweigeteilt: In einem privaten Bereich lebt Markus Salvator von Habsburg-Lothringen mit seiner Familie. Der andere Teil mit Park ist offen für Besucher. Apropos Park: Dort soll Sisi – die in Biografien als „sportsüchtig“ beschrieben wird – lange Märsche absolviert haben. Warum? Nicht um abzuspecken. Bei einer Größe von 1,72 m wog sie nur 50 Kilo. Ein paar Straßen weiter thront die Kirche Sankt Nikolaus, wo Sisi und Franz ihre Verlobung bekannt gaben sowie Sisis Lieblingstochter heiratete.

Letzter Anruf bei Sandra Freudenberg, der Autorin von „Sisi – Es lebe die Freiheit“. Sie bestätigt: „Sisi kam oft nach Bad Ischl, weil sie begeistert von der Landschaft und den Wandermöglichkeiten war. Ihr Herzensberg war der Jainzen.“ Mit Blick über Bad Ischl soll Sisi dort gemalt haben. Und noch höhere Gipfel bestiegen. „Ihre Leidenschaft, das Bergsteigen, führte sie durch das gesamte Salzkammergut“, weiß Freudenberg – und betont: Man dürfe Sisi als die größte Bergsteigerin ihres Jahrhunderts betrachten. In den Bergen sei Sisi herrlich frei und gar nicht kaiserlich unterwegs gewesen. „Sie schlief auf Almen, fing sich Flöhe ein und führte immer einen Becher mit, da sie frische Milch liebte, sich diese an Ort und Stelle melken ließ.“ Julitta Ammerschläger

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