von Redaktion

Der Weiterentwicklung des Studienseminars St. Michael zum innovativen, nachhaltigen Bildungscampus St. Michael begann nicht über Nacht. Über Jahre hinweg wuchs hier eine Vision, die Bildung, Nachhaltigkeit und Spiritualität miteinander verbindet.

Was einst ein traditionsreiches Studienseminar und Jungeninternat war, ist heute ein offener Lern- und Begegnungsort für Menschen, die Zukunft gestalten wollen.

Wer heute das Gelände des Campus St. Michael in Traunstein betritt, spürt sofort: Hier ist etwas Neues entstanden. Auf rund 44.000 Quadratmetern begegnen sich junge Menschen, Partnerorganisationen, soziale Initiativen und Unternehmen – vereint durch den Gedanken, Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Das Ergebnis dieser Entwicklung ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein lebendiger Ort im Wandel – getragen von der Überzeugung, dass wahres Lernen über Schulräume hinausgeht. „Der Campus St. Michael steht für nachhaltiges Leben, Arbeiten und Zusammenwirken“, heißt es im Leitbild – und genau das wird hier sichtbar. Im Zentrum des Campus steht das neue Internat – ein Ort des Lernens, Lebens und Zusammenhalts im christlichen Geist. Der moderne Holzbau knüpft an die fast hundertjährige Tradition des Studienseminars St. Michael an und führt sie mit einer zeitgemäßen Pädagogik weiter: persönlich, gemeinschaftlich, verantwortungsbewusst.

Ein Herzstück
mit Geschichte

Die Architektur ist Teil dieses pädagogischen Gedankens: natürliche Materialien, klare Linien, viel Licht. Holz, Lehm und Stoff schaffen eine Atmosphäre, die Geborgenheit schenkt und gleichzeitig Offenheit ermöglicht. Auch die Ausstattung folgt diesem Prinzip – mit fair produzierten und langlebigen Möbeln, teils aus internationalen Kooperativen oder aus Upcycling-Materialien gefertigt.

So entsteht ein Umfeld, das nicht nur ästhetisch überzeugt, sondern auch pädagogisch wirkt. Hier sind Räume entstanden, die junge Menschen ermutigen, mit Herz, Hirn und Hand ihren Weg zu finden, und begleitet von kompetenten Pädagogen, ganzheitlich ihre Persönlichkeit zu entdecken und zu entfalten. Das Internat ist damit mehr als ein Wohnort: Es ist ein Lernfeld für nachhaltiges Leben und das Herzstück des Campus St. Michael.

Der neue Lehmbau

Gleich nebenan steht der neue Lehmbau – architektonisch wie symbolisch das sichtbare Zeichen des Wandels. Acht Jahre lang wurde geplant, erprobt und umgesetzt, bis das Gebäude im Spätsommer bezugsfertig war. Seit September füllt sich der Bau mit Leben: Seminare, Workshops und Veranstaltungen prägen den Alltag. Der Bau selbst verkörpert das, was den Campus ausmacht: den Mut, Neues zu wagen, und die Überzeugung, dass nachhaltiges Handeln bei uns selbst beginnt.

Stampflehmwände, Photovoltaik, Solarthermie und eine ressourcenschonende Wärmeversorgung mit Hackschnitzeln und Pellets bilden ein stimmiges ökologisches Gesamtkonzept. Dachbegrünungen, Zisternen und wasserdurchlässige Flächen sorgen für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser.

Innen zeigt sich der Lehmbau offen und einladend: Seminarräume, eine Cantina, ein Café und Co-Working-Bereiche schaffen Raum für Austausch und gemeinsames Tun. So wird er zum lebendigen Mittelpunkt des Campus – einem Ort, an dem nachhaltiges Denken und Handeln im Alltag erfahrbar werden.

Einweihung mit
Symbolkraft

Am 17. November 2025 wurde der Campus St. Michael offiziell eingeweiht und eröffnet – ein feierlicher Moment, der das Werden sichtbar machte.

Kardinal Reinhard Marx segnete in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer, Landrat Andreas Danzer, Architektin Anna Heringer, der Leiterin des Ressorts Bildung der Erzdiözese, Dr. Sandra Krump, Stiftungsdirektor Wolfgang Dinglreiter und vielen weiteren Wegbegleitern das neue Internat sowie den Lehmbau.

Zentraler Gedanke der Einweihung war, dass der Campus ein lebendiges Beispiel dafür ist, wie Schöpfungsverantwortung, Bildung und gesellschaftliche Teilhabe zusammenfinden können. Begleitet wird die Einweihung von einem 100-Tage-Eröffnungsprogramm mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen zu den Themen Nachhaltigkeit, Bildung und Zukunftsgestaltung. Das Programm läuft noch bis zum 5. Januar 2026.

Die Einweihung markiert keinen Beginn, sondern den sichtbaren Höhepunkt eines Prozesses, der längst im Alltag angekommen ist.

Ein Campus für alle

Der Campus St. Michael versteht sich als Lern- und Wirkraum für viele: für Bildungsträger, Sozialorganisationen, Unternehmen, Kreative und Menschen, die sich vernetzen und Verantwortung übernehmen wollen.

Hier begegnen sich kirchliche und nicht-kirchliche christliche Einrichtungen auf Augenhöhe.

Zu den Campuspartnern zählen unter anderem das Katholische Kreisbildungswerk Traunstein, die Solidarische Landwirtschaft Chiemgau, die Caritas Traunstein mit ihrem Inklusionscafé, die Frühförderung, die Kindergärtnerei St. Oswald, das Schulpastorale Zentrum und der Impact Hub Traunstein, der erstmals in einer ländlichen Region einen Standort mit Co-Working-Arbeitsplätzen eröffnet hat.

Gemeinsam bilden sie ein Netzwerk, das zeigt: Nachhaltigkeit gelingt nur im Zusammenspiel von Bildung, Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft. Was hier entstanden ist, ist eine gelebte Antwort auf Laudato si‘ – ein Raum, der zeigt, wie Schöpfungsverantwortung und Bildung Hand in Hand gehen können.

St. Michael in Zahlen: Das neue Lehmhaus – Viel Material und viel Arbeit wurden hier investiert

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