In der Gruppe zum Erfolg

von Redaktion

Seit Beginn des Wintersemesters verfügt die TH Rosenheim über ein bayernweit einzigartiges Angebot für ein wegweisendes Lehrformat: Im sogenannten SCALE-UP-Raum der Hochschule lernen die Studierenden den Stoff auf ganz neue Weise. Sozusagen Gruppenarbeit 2.0.

Jemand steht vorne und erzählt, die anderen sitzen da und schreiben mit – so läuft die Wissensvermittlung in der klassischen Lehre. Die moderne Didaktik setzt, zumindest immer öfter, auf einen anderen Ansatz: Die Studierenden bereiten sich vor einer Lehrveranstaltung zu Hause auf den Stoff vor, in der Vorlesung können sie dann Aufgaben lösen und Fragen dazu stellen.

Raumkonzept aus den USA importiert

An der TH Rosenheim arbeiten einige Professor*innen seit Jahren sehr erfolgreich mit dieser Methode, vor allem in den Fächern Physik und Mathematik. Eine von ihnen ist Prof. Dr. Claudia Schäfle, die an der Fakultät für Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften Physik unterrichtet. Bei einem USA-Aufenthalt lernte sie ein Raumkonzept kennen, das dort an Universitäten und Colleges sehr verbreitet ist und diese Lehrmethode in idealer Weise unterstützt: „Student Centered Active Learning Environment with Upside-down Pedagogies“, abgekürzt SCALE-UP. „Es geht darum, dass nicht die Lehrenden im Mittelpunkt stehen, sondern die Studierenden und ihr Austausch untereinander“, erläutert Schäfle.

Bei der Hochschulleitung stieß sie mit der Anregung auf offene Ohren, solch einen Raum mit Platz für etwa 40 Studierende auch an der Technischen Hochschule Rosenheim einzurichten. Er sieht gar nicht spektakulär aus: Mehrere runde Tische mit Stühlen drumherum, einzig die vier Beamer an der Decke wirken ungewöhnlich. Entscheidend ist aber nicht die Ausstattung des Raums, sondern das, was darin stattfindet.

„Die Studentinnen und Studenten bereiten sich zu Hause vor, sie lesen sich in den Stoff ein und schauen auch Videos dazu an. Zudem machen sie einen Test, anhand dessen man erkennen kann, ob die Inhalte verstanden werden beziehungsweise was erklärt werden muss“, so Schäfle. In der Veranstaltung arbeiten die Studierenden an den Tischen im Team, sie diskutieren über herausfordernde Fragestellungen und überprüfen gelegentlich auch eine Vorhersage anhand eines „Hands-On“-Experiments.

„Wissen besser, wo die Studenten stehen“

„Wir Lehrenden begleiten und steuern diese Aktivitäten, wir überprüfen das Erarbeitete, diskutieren mit den Studierenden und stellen ihnen gezielte Fragen“, erläutert die Physik-Professorin. Auf diese Weise wisse man viel besser, wo die Studierenden beim Stoff stehen und könne gezielt offene Fragen behandeln.

Wie gut das Konzept funktioniert, bestätigen Benedikt Hammerschmid und Helena Kosney. Die beiden haben zum Wintersemester ihr Studium an der TH Rosenheim aufgenommen und zumindest in den ersten Wochen, als Präsenzunterricht noch möglich war, einige Veranstaltungen im SCALE-UP-Raum besucht. Die 22-jährige Holztechnik-Studentin aus Raubling ist von der gemeinschaftlichen Arbeit mit den Kommiliton*innen sehr angetan. „Wenn man mal etwas nicht versteht, dann fällt es viel leichter, eine Frage in der Gruppe zu stellen als in einer großen Vorlesung“, erklärt Kosney.

„Ich war zunächst skeptisch, weil Gruppenarbeit früher in der Schule nicht gut funktioniert hat. Einer hat etwas gemacht, die anderen saßen oft nur teilnahmslos dabei“, erinnert sich Hammerschmid, der Energie- und Gebäudetechnik studiert. An der Hochschule sei es hingegen ganz anders: „Hier sind alle konzentriert dabei und es macht Spaß, sich die Inhalte gemeinsam zu erarbeiten“, sagt der 18-Jährige aus Rohrdorf. Mittlerweile freue er sich sogar sehr auf den Physikunterricht, obwohl er vor Studienbeginn „wirklich Bammel“ davor gehabt habe. „Hätte ich das bei der Wahl meines Studienorts schon gewusst, wäre die Entscheidung für Rosenheim sicher noch deutlicher ausgefallen“, so Hammerschmid.

Ein sehr gutes Argument – tatsächlich gibt es an keiner anderen bayerischen Hochschule oder Universität einen solchen SCALE-UP-Raum. Und es wird noch besser: An der TH Rosenheim soll in absehbarer Zeit sogar ein zweiter, noch größerer hinzukommen.

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