So geht digitales Lernen

von Redaktion

„HigHRoQ“ ist der Titel des Projekts, das die Lehre und das Lernen an der TH Rosenheim grundlegend verändert. Was das konkret bedeutet, erläutern die wissenschaftliche Leiterin Professorin Sandra Bley und Vizepräsidentin Professorin Stephanie Kapitza.

Frau Bley, HigHRoQ steht für „Hybride, individuelle und greifbare Hochschullehre in Rosenheimer Qualität“ – was steckt dahinter?

Die Digitalisierung verändert den Arbeitsmarkt fundamental, und daher muss sich auch die Bildung verändern. Junge Menschen brauchen Kompetenzen im Umgang mit digitalen Tools und sie müssen in der Lage sein, selbstorganisiert zu lernen. Die reine Wissensvermittlung nach klassischem Muster funktioniert da nicht. Daher bauen wir an der Hochschule aktivierende Lehr- und Lernformate auf.

Was heißt das konkret?

Wir benötigen eine neue Kultur des Lernens, die Studierenden müssen sich aktiv einbringen. Sie sollen nicht nur zuhören, sondern sich ihren Lernerfolg selbst erarbeiten. Dafür sind moderne Lehrformate und digitale Medien erforderlich. Sehr wichtig hierfür ist die Infrastruktur, also für die neuen Formate gestaltete und mit modernster Technik ausgestattete Räume.

Wie sehen diese aus und wie wird dort gelehrt?

Wir haben inzwischen mehrere Räume, in denen sich innovative Lehre ganz hervorragend umsetzen lässt. Das beginnt bei der Einrichtung. Es gibt keine klassischen Sitzreihen, sondern flexible Gruppentische und digitale Whiteboards. An denen arbeiten die Studierenden in kleinen Teams zusammen: Sie lösen Aufgaben, diskutieren Fragestellungen und helfen einander bei Unklarheiten. Das geht auch gemeinsam mit Kommilitonen, die digital mit dabei sind – gut sichtbar auf großen Projektionsflächen im Raum. Der oder die Lehrende begleitet und steuert diese Aktivitäten, überprüft das Erarbeitete, diskutiert mit den Studierenden und stellt ihnen gezielte Fragen. Auf diese Weise wissen die Dozenten viel besser, wo die Studierenden beim Stoff stehen und sie können gezielt offene Fragen behandeln.

Eine große Umstellung für die Lehrenden.

Durchaus, aber sie sind meistens sehr offen dafür. Und wir lassen sie ja auch nicht allein mit diesen neuen Formaten. In unserem E-Learning Center gibt es ein Didaktik-Team, das die Lehrenden intensiv unterstützt. Außerdem bieten wir regelmäßige Austauschtreffen an, bei denen sich die Lehrenden gegenseitig Tipps geben können. Für neue Professorinnen und Professoren haben wir ein Onboarding-Konzept, um sie so rasch wie möglich mit unseren innovativen Formaten vertraut zu machen. Um nachhaltig eine moderne Lernkultur zu etablieren, werden Lehrende mit besonders innovativen Ideen zusätzlich gefördert.

Frau Kapitza, Sie begleiten HigHRoQ seitens der Hochschulleitung. Wie beurteilen Sie die Entwicklung seit dem Start vor zwei Jahren?

Wir merken, dass das Projekt immer besser in der Hochschule wahrgenommen wird. Das liegt zum einen an den Räumen, die wir inzwischen haben, zum anderen aber auch an den Veranstaltungen, die angeboten werden. War das Projekt in der Anfangsphase für die Lehrenden und Studierenden noch ziemlich abstrakt, so ist es inzwischen sehr konkret geworden.

Wo liegen denn aus Ihrer Sicht Herausforderungen für die Studierenden und Lehrenden?

Wandel ist anstrengend. Eine klassische Vorlesung eignet sich durchaus auch mal zum Entspannen, das geht bei einer Veranstaltung mit aktiver Mitwirkung nicht. Und eine Vorlesung komplett umzustricken, ist auch nicht von heute auf morgen gemacht. Der Nutzen für alle Beteiligten stellt die Anstrengung aber locker in den Schatten.

Angelehnt an den Projekttitel wird HigHRoQ als Bergtour beschrieben. Wo befindet sich die Expedition gerade?

Wir haben den Gipfel bereits in Sichtweite. Wenn wir dann oben sind, also das Projekt nächstes Jahr mit den drei beteiligten Fakultäten abgeschlossen ist, geht es aber weiter. Wir haben vieles angestoßen, was wir in Zukunft an der Hochschule insgesamt ausbauen möchten. Um im Bild zu bleiben: Nach der erfolgreichen Gipfelbesteigung wandern wir über das gesamte Bergmassiv.

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