Herr Stöttner, was sind eigentlich die Aufgaben des Hochschulrats?
Der Hochschulrat unterstützt die Hochschulleitung und fungiert wie ein Aufsichtsrat. Er nimmt Entscheidungs- und Kontrollaufgaben wahr. So wählt der Hochschulrat die Mitglieder der Hochschulleitung. Außerdem entscheidet er unter anderem über die Einrichtung neuer Studiengänge, die Grundordnung und den Entwicklungsplan.
Wer sitzt im Gremium?
Neben hochschulangehörigen Mitgliedern aus dem Senat gibt es externe Persönlichkeiten aus der Wirtschaft, die sich mit ihrer Erfahrung und ihrer Fachkompetenz einbringen. Dabei ist wichtig, dass verschiedene Branchen und Firmen aus dem gesamten Einzugsgebiet der TH Rosenheim vertreten sind.
Was bringen diese externen Mitglieder ein?
Wir profitieren sehr vom Input dieser erfahrenen Führungskräfte, gerade mit Blick auf die zunehmende Internationalisierung der Hochschule. Da können Mitglieder aus Unternehmen, die ebenfalls international operieren, viel einbringen. Nehmen wir als Beispiele Rofa, Schattdecor oder Krones. Diese Firmen haben eine Reihe von Auslandsstandorten und sind bestens vernetzt. Das kommt der Hochschule bei strategischen Überlegungen zugute.
Stichwort Strategie, wohin geht es für die TH Rosenheim in den nächsten Jahren und Jahrzehnten?
Über allem steht die demografische Entwicklung der Bevölkerung, das betrifft alle Universitäten und Hochschulen gleichermaßen. Es kommen immer weniger junge Menschen nach und damit sinkt auch die Menge der Studieninteressierten. Zieht man 1950 als Vergleich heran, werden es bis 2050 etwa 40 Prozent weniger sein. Dem können wir nur mit Zuwanderung aus dem Ausland entgegenwirken. Vor diesem Hintergrund hat die TH Rosenheim in den vergangenen Jahren ihre Angebote für internationale Studierende erheblich ausgebaut und wir sehen schon jetzt die Früchte: Inzwischen kommen fast 20 Prozent der Studierenden aus dem Ausland. Das ist sehr positiv, bringt aber auch Herausforderungen mit sich.
Und zwar?
Zunächst geht es ganz einfach darum, dass die Studierenden aus dem Ausland irgendwo wohnen müssen. Nun ist es in unserer Gegend alles andere als einfach, günstigen Wohnraum zu finden. Dazu kommen Sprachbarrieren zu Beginn des Studiums oder auch Schwierigkeiten mit unserer Bürokratie. Ganz allgemein müssen wir dafür zu sorgen, dass sich die Studierenden aus dem Ausland bei uns willkommen fühlen. Wenn sie gut integriert sind, dann stehen die Chancen sehr gut, dass sie nach dem Studium als wertvolle Fachkräfte bei uns bleiben.
Wie sehen Sie Ihre Rolle als Vorsitzender des Hochschulrats?
Ich verstehe mich als Bindeglied. Durch meine langjährige Tätigkeit in der Politik und meine Erfahrungen aus der Wirtschaft kenne ich verschiedene Perspektiven und kann diese zusammenbringen. Ich weiß auch, wie die Verteilung von Fördermitteln funktioniert. Nicht umsonst hat die TH Rosenheim einen erheblichen Betrag aus der Hightech Agenda Bayern erhalten, um den neuen Technolgiepark und das Studierendenzentrum bauen zu können. Hier sind wir auf einem guten Weg.
Noch eine persönliche Frage: Sie engagieren sich seit vielen Jahren für die TH Rosenheim – was treibt Sie an?
Mir macht es viel Freude, gemeinsam mit anderen die Entwicklung der Hochschule voranzubringen. Ideen zu entwickeln, sie umzusetzen und dann zu sehen, wie die Saat aufgeht und Früchte bringt. Ich nenne als Beispiel den Gesundheitsbereich, den wir aufgebaut haben und der hervorragend angenommen wird. Oder auch das Thema Digitalisierung, das mit neuen Studiengängen auf große Resonanz stößt, gerade bei Studierenden aus dem Ausland. Wenn ich mir das anschaue, weiß ich, warum ich mich engagiere.