Martina Thalmayr (53), Bad Aibling, Grüne.
Wir stehen vor einer echten Herausforderung. Wir haben einen Höchststand an Flüchtlingen zu verzeichnen. Die aktuellen Zahlen liegen inzwischen über den Zahlen aus 2015 – und das größte Problem ist die Unterbringung.
Hier stehen die Kommunen vor einer Mammutaufgabe. Der Wohnungsmarkt ist angespannt und auch die bereits errichteten Gemeinschaftsunterkünfte sind belegt und überbelegt. Erschwerend kommt hinzu, dass Finanzmittel, die der Bund den Ländern zugesagt hat, viel zu langsam an die Kommunen ausgeschüttet werden.
Der Schlüssel liegt aus meiner Sicht in einer schnellen und gelingenden Integration. Der Schulbesuch für Kinder sollte genauso selbstverständlich sein, wie für Erwachsene die Möglichkeit, eine Arbeit aufzunehmen. Hier müssen wir dringend schneller werden und Bürokratie abbauen. Nur wenn wir die Menschen auch in unserem Alltag aufnehmen, sie in Arbeitsteams, in Sportgruppen oder sonstigen Aktivitäten integrieren, haben sie eine Chance, unsere Werte kennenzulernen und auch aktiv ihren Anteil zu unserer Gesellschaft beizutragen.
Der Freistaat muss die Infrastruktur für die gelingende Integration bereiten. Dazu gehört natürlich auch, bezahlbaren Wohnraum – vor allem auch Mitarbeiterwohnungen – zu schaffen. Die vielen ehrenamtlichen Strukturen, die sich aktiv für eine gelingende Integration einsetzen, brauchen entsprechende Ausstattung und Unterstützung.
100000 Geburten –
200000 neue Rentner
Einzelfälle, die uns alle schon berührt haben, zum Beispiel der voll integrierte junge Mann in Ausbildung, der plötzlich abgeschoben werden soll, müssen schnell und individuell bearbeitet werden können. Dafür brauchen wir genügend Personal in den Ämtern.
Letztendlich liegt es an uns allen. Wir haben in Bayern jährlich 100000 Geburten und 200000 Menschen, die in Rente gehen. Wir werden sehr viele Migranten brauchen, damit wir weiterhin all die Leistungen erbringen können, die wir auch benötigen.
Der Freistaat täte gut daran, dieser Wahrheit ins Auge zu schauen und für eine gelingende Integration zu werben, anstatt sich auf das Errichten von Grenzen zu fokussieren.