Seehofer deutet Rückzug an

von Redaktion

CSU-Chef will seine Zukunftspläne ausarbeiten – Annäherung an Dauerrivalen Söder

München – Nach wochenlangem Machtkampf in der CSU hat Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer eine „befriedende“ Lösung für die personelle Aufstellung angekündigt, die „Gräben überwindet“. In der Partei wird mit einer Doppelspitze gerechnet. Welche Ämter er dafür aufgibt, ließ Seehofer am Donnerstagabend aber, anders als zunächst geplant, offen. Er räumte ein, es gebe eine Diskussion über ihn, „dafür habe ich absolutes Verständnis“. Er vermied im CSU-Vorstand auch jegliche Aussage zu möglichen Nachfolgekandidaten.

Vorerst soll eine Art Findungskommission aus Seehofer, Parteivize Barbara Stamm und den beiden Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber und Theo Waigel in die Parteigremien reinhören. Das Quartett will bis 4. Dezember eine „Zukunftslösung“ vorstellen. Vor der Sitzung hatte Seehofer noch angekündigt, seine persönlichen Pläne erläutern zu wollen. „Heute Abend wird alles klar sein“, sagte der 68-Jährige im Vorfeld. Später sagte er, er sei umgestimmt worden.

Seehofer steht seit dem Absturz der CSU auf 38,8 Prozent bei der Bundestagswahl massiv unter Druck, mindestens ein Amt abzugeben. CSU-intern wird erwartet, dass er auf dem Parteitag im Dezember nochmal als Parteivorsitzender antreten, das Amt des Ministerpräsidenten aber abgeben dürfte. Angesichts der unklaren Regierungsbildung in Berlin forderten ihn Parteifreunde auf, die Verhandlungen persönlich zu führen.

Aussichtsreichster Nachfolgekandidat in München ist Seehofers Dauerrivale: Finanzminister Markus Söder. Der 50-jährige Nürnberger betonte, es gebe den klaren Willen, am Ende des Prozesses miteinander zu guten Ergebnissen zu kommen. „Ich reiche dazu die Hand.“ Er mahnte, „nur wenn eine Lösung auch dem Wählerwillen entspricht, trägt es am Ende“. Söder und Seehofer präsentierten sich erstmals seit Jahren versöhnlich. Sie berichteten von „intensivem Kontakt“. Ein Gespräch habe es am Donnerstag gegeben, bestätigte Seehofer, „es wird nicht das letzte gewesen sein“. In einer überraschend ruhigen Sitzung der Landtagsfraktion betonte er, er wolle „zu Harmonie, Kameradschaft und Kollegialität“ beitragen. Er schloss aber auch Kampfabstimmungen nicht aus. „Die Welt geht nicht unter, wenn’s eine Wahl gibt.“

Vize-Ministerpräsidentin Ilse Aigner sagte, die beste Basis, um die Bevölkerung zu überzeugen, sei Geschlossenheit. Innenminister Joachim Herrmann riet, es sei „dringend erforderlich, zurück auf einen vernünftigen Boden“ zu kommen und den richtigen Ton untereinander zu wahren. In der CSU gilt dennoch als ungewiss, ob der Tag befriedende Wirkung hat. In Söders Lager gab es auch Irritationen, dass Seehofer seine Zukunft doch offen gelassen habe.  cd

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