München – Horst Seehofer ist bereit, sein Amt als Ministerpräsident zu räumen. Das verlautete am Sonntagabend nach stundenlangen Sitzungen aus der CSU. Weder „klebe noch hänge“ er an einem seiner Ämter, sagte er intern. Er will eine Kampfabstimmung über die Nachfolge verhindern. Man brauche eine „Konsenslösung im Personal“. Die CSU müsse „Menschlichkeit, Anstand und Respekt“ zeigen, verlangte er.
Als sicher gilt damit eine Ämterteilung 2018. Seehofer dürfte den Parteivorsitz behalten und die Verhandlungen über die Bundesregierung weiterführen. Dazu forderte ihn offiziell der Vorstand der CSU Oberbayern auf. Unter anderem sein Vorvorgänger Edmund Stoiber sagte: „Das Spiel ist noch nicht aus.“ Seehofer könne doch nicht zur Halbzeit vom Feld gehen. Inoffiziell hieß es, der 68-Jährige sei nach einem Gespräch mit seiner Familie dazu bereit. Er will sich heute öffentlich erklären.
Ganz frei ist damit für Finanzminister Markus Söder der Weg an die Regierungsspitze noch nicht. Sein Aufstieg wird aber deutlich wahrscheinlicher. Die Fraktion entscheidet am Montagmorgen über die Spitzenkandidatur. Vermutlich wird Innenminister Joachim Herrmann dort den Verzicht auf eine Kandidatur gegen Söder erklären. Seehofer soll das vermitteln, der vor vier Tagen noch gesagt hatte, bei einer Abstimmung werde „nicht die Welt untergehen“. Wann genau Seehofer sein Amt räumt, ist noch offen. Intern wurde über das Frühjahr gesprochen, wenn er als Minister oder sogar Vizekanzler in eine Bundesregierung eintreten kann.
Seehofer sendete zur Abwechslung freundliche Signale an Söder. Er habe zwei gute Gespräche mit ihm geführt, die vertraulich geblieben seien. In einer Runde am Sonntagnachmittag saßen beide nebeneinander. Auch in Söders Abwesenheit habe er „keine einzige Spitze“ geäußert, hieß es. Massiv verärgert zeigte sich Seehofer indes über fortgesetzte Indiskretionen aus anderen Gesprächen. „Dummköpfe“ hätten daraus den Medien berichtet, Herrmann bewerbe sich um die Spitzenkandidatur. cd