Seehofer: Rücktritt im Frühjahr

von Redaktion

Wechsel aber nur in der Staatskanzlei – Ärger über Indiskretionen: „Dummköpfe“

München – Horst Seehofer ist bereit, sein Amt als Ministerpräsident im Frühjahr zu räumen, wenn eine neue Bundesregierung steht. Das verlautete am Sonntagabend nach stundenlangen Sitzungen aus der CSU. Weder „klebe noch hänge“ er an einem seiner Ämter, sagte er intern. Er will eine Kampfabstimmung über die Nachfolge verhindern. Man brauche eine „Konsenslösung im Personal“. Die CSU brauche „Menschlichkeit, Anstand und Respekt“.

Er arrangiert sich damit offensichtlich mit seinem schärfsten Rivalen Markus Söder. Seehofer will aber den Parteivorsitz behalten und die Verhandlungen über die Bundesregierung weiterführen. Dazu forderte ihn offiziell auch der Vorstand der CSU Oberbayern auf. Unter anderem sein Vorvorgänger Edmund Stoiber sagte: „Das Spiel ist noch nicht aus.“ Seehofer könne doch nicht zur Halbzeit vom Feld gehen. Seehofer will sich heute offiziell in München zu seiner Zukunft erklären.

Ganz frei ist damit für Finanzminister Söder der Weg an die Regierungsspitze noch nicht. Sein Aufstieg ist aber sehr wahrscheinlich. Die Fraktion stimmt am Montagmorgen über die Spitzenkandidatur ab. Vermutlich wird Innenminister Joachim Herrmann dort erklären, nicht gegen Söder anzutreten. Seehofer, der vor vier Tagen noch gesagt hatte, bei einer Abstimmung werde „nicht die Welt untergehen“, bat am Sonntag um eine einvernehmliche Lösung.

Das genaue Rücktrittsdatum ist offen. Seehofer will laut gut informierten Kreisen eine Regierungsbildung in Berlin abwarten. Möglich ist sein Eintritt in die Bundesregierung als Minister oder sogar Vizekanzler.

Seehofer sendete zur Abwechslung freundliche Signale an Söder. Er habe zwei gute Gespräche mit ihm geführt, die vertraulich geblieben seien. Auch in Söders Abwesenheit habe er diesmal „keine einzige Spitze“ geäußert, hieß es. Verärgert zeigte sich Seehofer indes über fortgesetzte Indiskretionen aus anderen Gesprächen. „Dummköpfe“ hätten daraus den Medien berichtet, Herrmann bewerbe sich sicher um die Spitzenkandidatur.  cd

Artikel 1 von 11