Lausanne – Wegen massiver Betrügereien darf Russland seine Sportler nur unter neutraler Flagge zu den Olympischen Winterspielen nach Südkorea senden. Das entschied die 14-köpfige Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) unter Vorsitz von Präsident Thomas Bach am Dienstagabend auf einer mit Spannung erwarteten Sitzung. Das IOC verzichtet damit 66 Tage vor dem Beginn der Spiele auf die Höchststrafe für Russland im Zuge des ungeheuerlichen Dopingskandals von Sotschi 2014. In weiteren Maßnahmen wurde das Nationale Olympische Komitee Russlands (ROC) für die Winterspiele gesperrt. In Südkorea dürfen nur unbelastete russische Athleten „unter strikten Konditionen“ teilnehmen. Sie werden unter olympischer Flagge starten.
Der frühere russische Sportminister Witali Mutko, der aktuell Chef des russischen Fußball-Verbandes und WM-Organisationschef ist, wurde als eine Schlüsselfigur im Doping-Skandal für alle zukünftigen Olympischen Spiele ausgeschlossen. ROC-Präsident Alexander Schukow wurde zudem als IOC-Mitglied suspendiert. Einen Komplett-Ausschluss – es wäre der erste in der 121-jährigen Geschichte der Olympischen Spiele wegen Doping-Verstößen gewesen – wird es jedoch nicht geben.
„Es handelt sich um einen nie dagewesenen Angriff auf die Integrität der Olympischen Spiele und des Sports. Diese Entscheidung soll einen Strich ziehen unter die verheerende Episode“, sagte Bach und nahm damit Stellung zum mutmaßlich staatlich orchestrierten Dopingsystem in Russland, das in Sotschi seinen negativen Höhepunkt erfahren hatte. Mithilfe des Geheimdienstes sollen zahlreiche Dopingproben von russischen Sportlern ausgetauscht worden sein. Das IOC hat bislang durch seine zwei Kommissionen 25 Sotschi-Teilnehmer lebenslang gesperrt und Russland elf Medaillen, darunter vier goldene aberkannt.