von Redaktion

Institute warnen vor Überhitzungs-Risiko

Berlin – Die deutsche Wirtschaft setzt ihren ungewöhnlich langen Aufschwung fort. Laut Prognosen verstärkt sich das Konjunkturwachstum auch im kommenden Jahr, wovon besonders die Beschäftigten profitieren sollen. Die Einkommen könnten nach aktuellen Schätzungen um bis zu drei Prozent steigen, was zu merklichen Zuwächsen bei der Kaufkraft führt. Auch die Zahl der Beschäftigten soll sich weiter erhöhen. Gleichzeitig gibt es Warnungen vor den Risiken eines Umschwungs. Die Produktionskapazitäten seien bereits mehr als ausgelastet.

Gleich mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute erhöhten ihre Konjunkturprognosen. Tragende Stütze bleibe der private Konsum, der durch mehr Beschäftigung, höhere Einkommen und Steuerentlastungen begünstigt werde. Auch in der Bauwirtschaft laufen die Geschäfte glänzend. Die Industrie profitiere von verbesserten Konjunkturaussichten der Weltwirtschaft. Abwärtsrisiken wie ein befürchteter Wachstumseinbruch in China seien ausgeblieben.

Die Forscher des Münchner Ifo-Instituts erwarten im Jahr 2018 statt wie bisher 2,0 Prozent nun ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland von 2,6 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr rechnen sie mit einer Steigerung um 2,3 Prozentpunkte. Stärkere Wachstumsraten gab es zuletzt in den Jahren 2010 und 2011, als Deutschland aus einer tiefen Rezession nach der Finanz- und Wirtschaftskrise kam.

„Die deutsche Wirtschaft brummt“, sagte der Ifo-Präsident Clemens Fuest in Berlin. Deutschland befinde sich auf dem Weg in die Hochkonjunktur. Ähnlich äußerten sich die Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). „Die deutsche Wirtschaft fährt unter Volldampf“, sagte Konjunkturchef Stefan Kooths. Allerdings habe man damit auch den nachhaltigen Wachstumspfad verlassen, was die Risiken eines Umschwungs erhöhe. „Ein Boom mag sich gut anfühlen, er trägt aber den Keim der Krise in sich.“ So werde es für Unternehmen schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Das erhöhe das Risiko für eine Anpassungsrezession, sprich ein Schrumpfen der Wirtschaft. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle mahnte, dass Preissteigerungen an die Stelle von realer Produktionsausweitung treten könnten.

Ifo-Chef Fuest warnte eine neue Regierung davor, die Staatsausgaben zu erhöhen und damit die Konjunktur weiter zu befeuern. Die Versuchung, „Geschenke an die eigene Klientel“ zu verteilen, sei groß. Stattdessen müsse die „Gunst der Stunde“ für Steuerentlastungen genutzt werden. Notwendig sei auch eine Reform der Unternehmenssteuer.

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