München – In der SPD gibt es heftige Debatten über das Ergebnis der Sondierungen für eine Große Koalition. Aus vielen Landesverbänden, auch aus Bayern, kommt massive Kritik. Der Landesparteitag Sachsen-Anhalt lehnte mit von 52 zu 51 Stimmen die GroKo ab. Vor diesem Hintergrund forderten führende Parteimitglieder Nachbesserungen. „Wir werden versuchen, in den Koalitionsverhandlungen noch Erfolge zu erzielen“, sagte die Vize-Vorsitzende Malu Dreyer. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einer „Grundlage für weitere Gespräche“. Es gebe noch „viel zu tun“.
Führende Unionsvertreter reagierten genervt. Der Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, forderte Schulz in der „Bild am Sonntag“ auf, für Disziplin in seiner Partei zu sorgen und zu zeigen, dass „er den Zwergenaufstand in den Griff bekommt“. Die Sondierungsergebnisse seien nicht mehr verhandelbar, sagte auch der designierte Ministerpräsident Markus Söder. „Natürlich gilt alles.“
Damit steht die SPD-Spitze vor dem Parteitag am kommenden Sonntag massiv unter Druck. Parteichef Martin Schulz, der Mitte der Woche auch bei der Klausur der bayerischen Landtagsfraktion für den Kompromiss werben will, sprach von einer „Verbesserung für die Menschen“. Der bayerische Fraktionschef Markus Rinderspacher sagte, die SPD habe 80 Prozent ihrer Forderungen durchgesetzt. Es handele sich lediglich um Sondierungen, bei den Koalitionsverhandlungen könne man noch nachbessern. „Die Kritiker sollten sich der Konsequenzen bewusst sein“, warnte Rinderspacher. An Neuwahlen könne man kein Interesse haben.
Während die SPD-Basis vor allem in den sozialen Netzwerken lautstark hadert, ist die öffentliche Meinung recht eindeutig: Einer Umfrage zufolge wünscht sich eine Mehrheit, dass der SPD-Parteitag Verhandlungen zustimmt. In einer Infratest-dimap-Umfrage erklärten dies 60 Prozent der Befragten, 30% sind für eine Ablehnung. mik/dpa