München – Professoren der Technischen Universität (TU) München haben zu einem selbstbewussten Umgang mit dem baierischen Dialekt aufgefordert. Sie unterzeichneten zum Internationalen Tag der Muttersprache an diesem Mittwoch einen Aufruf des Dialektfördervereins „Bund Bairische Sprache“. Zu den 14 Unterzeichnern gehört TU-Präsident Wolfgang A. Herrmann, der sich seit langem für den Gebrauch des Dialekts auch im beruflichen Umgang einsetzt. Das Überleben der baierischen Sprache mit ihren lokalen Ausprägungen ist nach Ansicht von Sprachwissenschaftlern gefährdet.
So gilt der Münchner Dialekt in der mittleren und jüngeren Generation mittlerweile als fast ausgestorben. Selbst in ländlichen Regionen drohe der Verlust eines 1500 Jahre alten Kulturgutes, befürchtet der Vorsitzende des „Bundes Bairische Sprache“, Sepp Obermeier. In dem Appell heißt es, Dialekte seien „Elemente der Buntheit“ in einer zunehmend eintönigen Welt. Bairisch stehe einer „modernen und weltoffenen Lebenskonzeption“ nicht entgegen. „Wir an der Technischen Universität München bekennen uns zum Bairischen.“ Gelehrt werde auf Deutsch und Englisch, das sei „wahre Internationalität“.
Seit 2009 ist Bairisch auf einer Unesco-Liste bedrohter Sprachen zu finden. Trotzdem gilt der Dialekt auch in der bayerischen Staatsverwaltung teilweise als unpassend. So veröffentlichte das Schloss Herrenchiemsee erst Ende Januar eine Stellenausschreibung für einen Schlossführer, für den ein „möglichst dialektfreier Ausdruck in deutscher Sprache“ Einstellungsbedingung war. Die Ausschreibung, die am vergangenen Wochenende wieder gelöscht wurde, liegt unserer Zeitung vor. Das Heimatministerium, dem die Schlösserverwaltung unterstellt ist, reagierte auf Anfrage entsetzt. „Das geht gar nicht“, erklärte Heimatminister Markus Söder (CSU). Die Schlösserverwaltung wurde gestern angewiesen, auf solche diskriminierenden Zusätze künftig zu verzichten. dw