Berlin weist russische Diplomaten aus

von Redaktion

Konzertierte Aktion von 15 EU-Staaten und USA: Reaktion auf Gift-Affäre Skripal

Berlin/Brüssel/Moskau – Wegen des Giftanschlags auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien verschärfen die USA, Deutschland und andere westliche Staaten die Konfrontation mit Russland. Das Auswärtige Amt in Berlin kündigte gestern die Ausweisung von vier russischen Diplomaten an. Sie müssen binnen sieben Tagen das Land verlassen.

Insgesamt weisen 16 EU-Staaten russische Diplomaten aus, wie EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte. Die USA verweisen 60 russische Geheimdienstmitarbeiter des Landes. Zudem wird das russische Konsulat in Seattle geschlossen. Kanada will vier russische Diplomaten des Landes verweisen. Es handele sich um die größte gemeinschaftliche Ausweisung russischer Diplomaten der Geschichte, sagte Großbritanniens Premierministerin Theresa May. Insgesamt geht es um gut 100 Ausweisungen.

Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die Entscheidung sei „nicht leichtfertig“ getroffen worden. „Aber die Fakten und Indizien weisen nach Russland. Die russische Regierung hat bisher keine der offenen Fragen beantwortet und keine Bereitschaft gezeigt, eine konstruktive Rolle bei der Aufklärung des Anschlags spielen zu wollen.“ Mit der Ausweisung der Diplomaten sende die Bundesregierung „auch ein Signal der Solidarität mit Großbritannien“.

Begründet wird der Schritt zudem mit einem Hacker-Angriff auf das Auswärtige Amt mit mutmaßlich staatlichem russischem Hintergrund. Zu den 16 EU-Staaten, die russische Diplomaten ausweisen, gehören Frankreich, Italien, die Niederlande, Dänemark, Polen und Tschechien. Großbritannien und Russland hatten bereits die Ausweisung von 23 Diplomaten des jeweils anderen Landes angeordnet.

Skripal und seine Tochter waren Anfang März im britischen Salisbury vergiftet worden. Beide kämpfen um ihr Leben. Die Täter nutzten wohl den in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok. Moskau weist jede Schuld von sich und reagierte wütend. Die Ausweisungen seien eine „Provokation“, so das Außenministerium. „Wir werden antworten.“

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