München/Berlin – Bundesinnenminister Horst Seehofer will den Korruptionsverdacht im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) genau prüfen lassen. Er werde eine unabhängige Untersuchung anordnen, sagte der CSU-Vorsitzende dem ZDF. „Ich möchte wissen, ob es hier Systemmängel gibt, die solche Dinge ermöglichen.“ Sollte es diese geben, müsse das Bamf reformiert werden.
Die Behörde hat neben dem Korruptionsverdacht gegen eine Mitarbeiterin in Bremen auch Probleme mit der Neutralität und Qualifikation von Dolmetschern. So hat das Bamf 2017 die Zusammenarbeit mit 30 Personen „aufgrund von Verletzungen gegen den Verhaltenskodex“ beendet, hieß es vom Innenministerium. Zudem wurden 2017 und 2018 mehr als 2000 Dolmetscher abberufen, weil sie keine hochklassigen Sprachzertifikate nachweisen konnten.
An der Spitze der Untersuchungskommission könnte ein ehemaliger Richter oder der Bundesrechnungshof stehen. Er wolle die Bamf-Mitarbeiter nicht unter Generalverdacht stellen, sagte Seehofer. „Es scheint aber offenbar schräge Entwicklungen gegeben zu haben.“ Die verdächtigte Mitarbeiterin aus Bremen soll mindestens 1200 Menschen fälschlich Asyl gewährt haben. Laut „Bild“ wird inzwischen sogar gegen 2000 Antragsteller ermittelt. Die meisten von ihnen waren kurdisch-sprachig und gaben an, Jesiden zu sein. Das Motiv der Beschuldigten ist unklar. Womöglich vertrat sie so ihre politische Einstellung, berichtete die „Braunschweiger Zeitung“. Im Internet habe die Frau Beiträge von Pro Asyl und dem Verein „Eziden Weltweit“ geteilt.
Die SPD fordert rasche Antworten. „Die lange Mängelliste beim Bamf ist wahrlich keine neue Erscheinung“, sagte Parteivize Ralf Stegner der „Funke“-Gruppe. „Die politische Verantwortung dafür trägt seit 13 Jahren die Union.“ mm/dpa/afp