Dachau – Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sieht 73 Jahre nach der Schoah erneut die Gesellschaft herausgefordert, Antisemitismus mit aller Macht zu bekämpfen. Dieser zeige sich hierzulande, aber auch in vielen anderen europäischen Staaten in unterschiedlichen Formen und Gesellschaftschichten, sagte Schuster am Sonntag in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Dennoch wolle er nicht schwarzmalen. Deutschland sei noch immer ein Staat, in dem Juden gut leben könnten. Allerdings leider nur mit einer gewissen Vorsicht und mit polizeilich geschützten Einrichtungen.
Anlass seiner Ansprache war die Gedenkfeier des Landesverbands der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern zum Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau durch US-Truppen am 29. April 1945.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, beklagte einen Mangel an Zivilcourage im Kampf gegen den Antisemitismus. Knobloch sagte rückblickend, 73 Jahre lang habe die Staatsräson „Nie wieder!“ im Kontrast zu dem auf allen Ebenen der Gesellschaft real existierenden Antisemitismus gestanden.