München – Drei Monate vor der Landtagswahl ist die CSU in einer Umfrage auf ein historisches 38-Prozent-Tief gerutscht. Das ist der tiefste je beim BR-Bayerntrend des Politikmagazins „Kontrovers“ gemessene Wert. Ministerpräsident Markus Söder und Parteichef Horst Seehofer wurden mit schlechten persönlichen Werten belegt.
Im Mai und damit vor dem erbitterten Asylstreit mit der CDU im Bund hatte die CSU in der Umfrage noch 41 Prozent erreicht. Großer Gewinner sind die Grünen, die auf 16 Prozent kommen und damit zweitstärkste Kraft wären. Die SPD landet bei 13 Prozent; sie hat seit der Landtagswahl ein Drittel ihrer Wähler verloren. Die AfD wäre mit 12 Prozent erstmals im Landtag vertreten, der FDP würde mit 5 Prozent knapp der Wiedereinzug gelingen. Die Freien Wähler landen bei 9, die Linke bei 4 Prozent.
In der CSU sorgte der Wert für Erschrecken. Söder sagte unserer Zeitung, er habe eine Stimmungsdelle erwartet. „Wir haben verstanden. Wir setzen auf Landespolitik pur.“ CSU-Chef Horst Seehofer sprach in der „Augsburger Allgemeinen“ von einer gezielten Kampagne gegen ihn und die CSU: „Leider haben sich auch Einzelne aus der CSU dafür vereinnahmen lassen“. Generalsekretär Markus Blume erklärte, sachpolitisch habe man viel erreicht. „Leider wirken die Härte der Auseinandersetzung und die unanständigen Angriffe von links nach.“ Tatsächlich dürfte eher der Asylstreit in der Union Wirkung zeigen. Politiker aller Oppositionsparteien berichten von unzufriedenen CSU-Wählern auf Veranstaltungen. „Ich glaube, das wird noch eine maßgebliche Rolle spielen“, sagt Natascha Kohnen (SPD). „Viele sind regelrecht schockiert.“
Die katholische Kirche erneuerte ihre Konfrontation mit der CSU. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sagte, er halte es für eine falsche Einschätzung einer komplexen Lage, „zu meinen, wir wandern am besten alle nach rechts, weil der Zeitgeist nach rechts wandert“. Marx mahnte: „Nationalist sein und katholisch sein, das geht nicht.“ cd/mik