München – Wegen einer vermeidbaren Sicherheitspanne am Flughafen München sind zwischen Samstagmorgen und Sonntagmittag rund 330 Flüge ausgefallen. Mehr als 32 000 Passagiere waren betroffen.
Am Samstagmorgen hatte die Bundespolizei die Information erhalten, dass eine Frau ohne Kontrolle eine offen stehende Sicherheitsschleuse überwunden hatte. Die Frau war bereits gegen 5.30 Uhr zunächst ordnungsgemäß an einem Bodyscanner kontrolliert worden. Jedoch beanstandeten Sicherheitsleute ihr Handgepäck. Die Frau gab ihren kleine Koffer als Reisegepäck auf und gelangte eine Viertelstunde später ohne vorgeschriebene erneute Kontrolle in den gesicherten Bereich.
Entgegen einer klaren Anweisung habe das Sicherheitspersonal der staatlichen Firma SGM nicht sofort Alarm ausgelöst, sagte eine Sprecherin. Erst nachdem eine SGM-Führungskraft das Luftamt Südbayern über den Vorfall informierte, wurde der Vorgang durch eine Kontrolle der Videoaufzeichnungen verifiziert und dann die Bundespolizei informiert. Diese wiederum ordnete um 6.45 Uhr die Räumung von Terminal 2 und des Satelliten-Terminals an.
Am Flughafen herrschte daraufhin Chaos. Tausende Urlauber wollten am Wochenende zu Beginn der Sommerferien in den Urlaub starten. Vor den Schaltern bildeten sich lange Schlangen. Unter den Reisenden herrschte bald massiver Unmut über mangelnde Informationen. Per Lautsprecherdurchsagen wurde dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Zum Teil musste sich die Bundespolizei über Megafone verständlich machen. Flughafenpersonal und Rettungskräfte verteilten Wasser an die Wartenden. Die Feuerwehr errichtete ein Zelt für die medizinische Versorgung. Mit mehreren Großlüftern pumpten alarmierte Feuerwehren frische Luft in das überhitzte Terminal. Sanitäter versorgten 30 Menschen wegen Kreislaufproblemen, mehrere kamen in Kliniken.
Erst rund fünf Stunden nach dem Vorfall konnte der Sicherheitsbereich des Gebäudes wieder freigegeben werden. Gut sieben Stunden nach Beginn des Polizeieinsatzes hoben wieder erste Flieger von den betroffenen Terminals ab. Für einige Flugzeuge wurde das Nachtflugverbot aufgehoben. Rund 700 Menschen mussten auf Feldbetten im Terminal 2 übernachten, hunderte weitere in Hotels. Am Sonntag standen erneut tausende Menschen vor den Schaltern an, um Flüge umzubuchen. Die Lufthansa hatte ihre Passagiere gebeten, bei Reisen im Inland auf Züge umzusteigen.
Die etwa 40 Jahre alte Frau, die die Ausnahmesituation ausgelöst hat, konnte identifizieren werden. Sie sei nicht festgenommen worden, sondern auf freiem Fuß, sagte ein Sprecher. Ob sie belangt wird, ist unklar. dw/dpa