Türkei-Krise trifft Europa

von Redaktion

Lira zieht Euro in die Tiefe – Erdogan will kritische Kommentare bestrafen

Ankara/Washington – Nach einem weiteren dramatischen Absacken der türkischen Lira ist gestern auch der Euro auf Talfahrt gegangen. Der türkische Finanzminister und die Zentralbank ergriffen Notfallmaßnahmen. Zudem will die Regierung Nutzer bestrafen, die in sozialen Medien die schlechte Lage der Wirtschaft negativ kommentieren oder „Spekulationen“ verbreiteten. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, gehen nun Staatsanwälte und Ermittler anderer Behörden gegen die Betreiber von 346 Konten vor, weil sie die „wirtschaftliche Sicherheit“ bedrohten. Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte sie „Wirtschaftsterroristen“. Sie hätten „Verrat“ begangen.

Heimische Unternehmen forderte Erdogan auf, sich von der Krise nicht beeinflussen zu lassen. Es sei nicht nur die Pflicht der Regierung, die Nation am Leben zu erhalten – „es ist auch die Pflicht der Industriellen und der Händler“, sagte Erdogan. Zudem verschärfte der Präsident seine verbalen Angriffe auf die USA. Ohne sie direkt zu erwähnen, nannte er die Vereinigten Staaten vor Botschaftern aus aller Welt in Ankara die „Kraftmeier des globalen Systems“. Zuvor hatte Außenminister Mevlüt Cavusoglu gegenüber den USA noch Gesprächsbereitschaft signalisiert.

Die Lira-Krise erschwert derweil auch bayerischen Unternehmen den Handel. Ihre Waren würden für türkische Unternehmen teurer, was sich negativ auf die Exporte auswirke, erklärte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.

Außenminister Heiko Maas legte Ankara die Freilassung des in der Türkei wegen Terrorvorwürfen festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson nahe. „Das würde die Lösung der wirtschaftlichen Probleme, die es gibt, ganz erheblich vereinfachen“, sagte der SPD-Politiker.

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