Berlin – Um die Zahl der Organspenden in Deutschland zu steigern, sollen Hindernisse in Kliniken ausgeräumt werden. Am Geld für die Krankenhäuser soll es künftig ebenfalls nicht mehr scheitern. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dazu ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Transplantationsexperten in Krankenhäusern mehr Zeit verschaffen soll. Kleineren Häusern sollen künftig mobile Ärzteteams zur Seite stehen, um die medizinischen Voraussetzungen für Entnahmen festzustellen.
„Wir müssen alles versuchen, dass die Zahl der Organtransplantationen wieder steigt“, sagte Spahn gestern. Inzwischen hätten zwar immer mehr Menschen Spendeausweise. Doch den Krankenhäusern fehlten häufig Zeit und Geld, um Organspender zu identifizieren. Schon seit 2012 gehen die Spendenzahlen mehr und mehr herunter. Die Zahl der Spender erreichte laut Deutscher Stiftung Organtransplantation im vergangenen Jahr einen Tiefpunkt von 797.
Konkret sollen die Transplantationsbeauftragten der Kliniken, denen eine wichtige Rolle zukommt, verlässlich von anderen Aufgaben befreit werden – durch bundesweit einheitliche Regeln, die sich etwa nach der Zahl der Betten in Intensivstationen richten. Die Experten sollen auch Patientenakten auswerten können und immer hinzugezogen werden, wenn Patienten nach Einschätzung von Ärzten Spender sein könnten. Die Krankenhäuser sollen für den gesamten Prozess von Organspenden außerdem bessere Vergütungen von den Krankenversicherungen bekommen.
Aus Sicht der Bundesärztekammer ist es höchste Zeit, solche Hürden zu beseitigen. „Bisher blieben Krankenhäuser häufig auf Entnahmekosten sitzen“, erläuterte Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz begrüßte Verbesserungen der Abläufe in den Kliniken. „Doch darf dies nicht dazu führen, dass sich Angehörige von den Transplantationsbeauftragten unter Druck gesetzt fühlen, wenn sie über eine Organspende entscheiden müssen“, sagte Vorstand Eugen Brysch.