München – In der CSU-Führung wird ungewohnt scharfe Kritik an Parteichef Horst Seehofer laut. Mehrere Teilnehmer einer Sitzung des Parteivorstands warfen Seehofer am Montag vor, mit seiner Bundespolitik dem Wahlkampf im Land zu schaden. Vor Ort würden Wahlkämpfer pausenlos negativ auf Seehofer und Kanzlerin Angela Merkel angesprochen.
Seehofer verließ die Sitzung vorzeitig, um nach Berlin zu fahren – dort tagte am Abend der Koalitionsausschuss. Zunächst wurde das unwidersprochen hingenommen; als Seehofer den Saal verlassen hatte, erhob sich nach Informationen unserer Zeitung aber wütender Protest. Die langjährige Landtagspräsidentin Barbara Stamm sagte, sie sei „fassungslos“, dass Seehofer zwei Wochen vor der Wahl eine solche Sitzung nicht von Anfang bis Ende verfolge. „Geht es nur noch um Berlin?“ Das sei eine Frage des Stils, wird Stamm zitiert. Sie habe noch nie erlebt, dass ein Landtagswahlkampf aus Berlin so erschwert werde. Auch die Ex-Minister Peter Ramsauer, Ludwig Spaenle und Thomas Goppel kritisierten Seehofer oder den Gegenwind aus der Bundespolitik.
Seehofer äußerte sich im Nachgang nicht zu dieser Kritik. Vor der Sitzung scherzte er vor Journalisten, es sei ja „der modernste Sport im Moment“, dass er an allem schuld sei. Dennoch sei er für den Wahlabend „zuversichtlich“. Er riet von Koalitionsspekulationen und verfrühten Analysen ab.
Ministerpräsident Markus Söder bekräftigte die strategische Ausrichtung, die CSU als „stabile Kraft“ gegen Grüne und AfD abzugrenzen. „Die Grünen sind ein Rückschritt, nicht annähernd so modern und glaubwürdig, wie sie tun“, sagte er. Er spottete auch über die FDP, die bereits „meint, Koalitionsminister zu benennen“. cd