München – Erstmals nach den CSU-Verlusten bei der Landtagswahl spricht Horst Seehofer von einem möglichen Rücktritt als Parteichef. „Noch mal mache ich den Watschnbaum nicht. Man kann mich kritisieren, aber das zu reduzieren auf ,Seehofer ist für alles verantwortlich‘, werde ich persönlich nicht mitmachen“, sagte er im Bayerischen Fernsehen. „Eher stelle ich mein Amt als Parteivorsitzender zur Verfügung.“
Seit Tagen fordern immer mehr CSU-Untergliederungen Seehofers Rücktritt. Ministerpräsident Markus Söder weicht Fragen danach aus und rät zu Ruhe bis zum Abschluss der Koalitionsverhandlungen mit den Freien Wählern. Parteiintern wird mit einem Sonderparteitag Anfang Dezember gerechnet. Unter anderem die Bezirksverbände Oberbayern, Schwaben und Oberfranken könnten dies erzwingen.
Stimmen, ihn vom Rücktritt abzuhalten, wurden zunächst nicht laut. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, der Minuten nach der vorletzten Rücktrittsdrohung im Juli mäßigend eingeschritten war, äußerte sich gestern nicht. Der Bundestagsabgeordnete Max Straubinger sagte unserer Zeitung, Seehofer „schiebt die Verantwortung auf andere“. Fürs Wahlprogramm liege die Verantwortung bei der Parteiführung, für den Asyl-Streit mit der Kanzlerin „einzig und allein“ bei Seehofer und Dobrindt.
Auch in der Jungen Union mehren sich offizielle Rücktrittsforderungen. Landeschef Hans Reichhart gibt sich bisher zurückhaltend. Erst nach den Koalitionsverhandlungen müsse „man sich überlegen, mit welchen Personen man die Erneuerung angehen will“, sagte er unserer Zeitung. cd/mik