Frankfurt/München – Der Dax rauscht weiter in die Tiefe. Gestern stürzte das wichtigste deutsche Börsenbarometer nach Verlusten von zeitweise 2,6 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Am Handelsende stand der Kursindex 2,2 Prozent im Minus bei 11 274 Punkten. Die Hoffnungen auf eine Stabilisierung der politischen Unruheherde haben sich als Strohfeuer erwiesen.
„Der Ausverkauf am Aktienmarkt geht weiter“, urteilt die Landesbank Baden-Württemberg. Zur düsteren Lage trug der Konflikt zwischen Italien und dem Rest der Europäischen Union über den italienischen Haushaltsplan bei. Wie ein Damoklesschwert schweben außerdem die Brexit-Verhandlungen, der Fall Jamal Khashoggi und der chinesisch-amerikanische Handelskonflikt über den Börsen. Seit dem im Januar verzeichneten Höchststand bei 13 600 Punkten hat der Dax bereits fast 18 Prozent eingebüßt.
Einzelne Papiere waren schon in den vergangenen Börsentagen im zweistelligen Prozentbereich abgestürzt – was äußerst ungewöhnlich ist im Index der größten deutschen Standardwerte. Gestern waren es vor allem die Bayer-Aktien, die Anleger scharenweise abstießen: Bayer, neuerdings Monsanto-Mutterkonzern, wurde durch ein Gerichtsurteil in den USA, das Monsanto wegen schädlicher Wirkungen des Pflanzenvernichters Glyphosat auf Menschen haftbar machte, in Mitleidenschaft gezogen. Die Aktie brach zeitweise um fast 12 Prozent ein. Hohe Kursverluste mussten auch Technologiewerte wie Infineon und Wirecard hinnehmen. Dennoch sieht der Kapitalmarktexperte Jens Ehrhardt keine Crash-Gefahr. Bis zum Jahresende könnte es sogar noch einmal um zehn Prozent nach oben gehen, „wenn Trump uns nicht in die Suppe spuckt“, sagte er unserer Zeitung.