Wirtschaft warnt vor Stromlücke

von Redaktion

Verband hinterfragt Zeitplan für Atom-Ausstieg: Notfalls erst 2025

München – Die bayerische Wirtschaft fürchtet um die Stromversorgung, wenn 2022 die letzten Kernkraftwerke stillgelegt werden. Die Bundesregierung habe keinerlei Gesamtkonzept, rügte Alfred Gaffal, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw).

Wenn nicht bald geklärt werde, wie die Energieversorgung sichergestellt wird, bis die Stromtrassen von Nord nach Süd fertig sind, müsse der Ausstieg aus der Atomenergie verschoben werden, forderte er im Interview mit unserer Zeitung. Zu den Optionen gehöre, Kernkraftwerke am Netz zu lassen, „bis der Leitungsausbau 2025 abgeschlossen ist“.

„Wenn der Ausstieg aus Kohle und Kernkraft gelingen soll, brauchen wir 6000 Kilometer Stromleitungen“, sagte Gaffal. Momentan würden aber nur 100 Kilometer pro Jahr fertiggestellt. Als Alternative bleibe nur, Energie aus dem Ausland zuzukaufen – „aus polnischen Kohlekraft- oder französischen Kernkraftwerken“, sagte Gaffal, „auch wenn es schmutzige Energie ist“. Energieintensive Industrieunternehmen würden ihre Investitionspläne bereits auf den Prüfstand stellen, weil die Strompreise in Deutschland international nicht mehr wettbewerbsfähig seien und die Versorgungssicherheit in Gefahr gerate.

Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) reagierte skeptisch. „Wir stehen zur Energiewende und halten am Atomausstieg fest. Wir dürfen der Nachwelt nicht noch mehr Atommüll hinterlassen“, sagte er unserer Zeitung. „Diese Gedankenspiele zeigen aber, dass die Wirtschaft zu Recht nervös wird, weil ein energiepolitisches Gesamtkonzept für Deutschland bisher fehlt.“ Aiwanger riet zu weiterem Ausbau der erneuerbaren Energien, mehr Gaskraft und besserer Steuerung der Stromnetze. com/cd

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