München – Uwe Brandl, der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, hat die Integrationsbereitschaft von Flüchtlingen infrage gestellt. „Der Großteil der Zugewanderten hat an unseren Angeboten kein Interesse“, sagte er in einem Interview. Nach vielen Gesprächen in seiner niederbayerischen Heimat Abensberg habe er den Eindruck gewonnen, dass Sprachkurse oft geschwänzt und Auflagen der Behörden nicht eingehalten würden, berichtet der 59-jährige CSU-Politiker. Er fordert „eine sofortige Spracherziehung vom ersten Tag des Hierseins“. Also bereits in den Ankerzentren – unabhängig von der Bleibeperspektive. Den Arbeitgebern wirft Brandl vor, zu wenig zu tun, um Flüchtlinge in die Arbeitswelt zu integrieren.
Die Wirtschaft weist diese Kritik entschieden zurück. Mehr als 81 000 Flüchtlinge in Bayern haben eine Arbeit gefunden, rund 10 000 absolvieren gerade eine Ausbildung, 72 000 seien in Praktika untergebracht, betont Eberhard Sasse, der Präsident der IHK München und Oberbayern. „Die Erfahrung der Wirtschaft ist ganz eindeutig, dass die allermeisten Flüchtlinge arbeiten und sich integrieren wollen.“ Allerdings gebe es in vielen Fällen rechtliche Hürden, die das erschweren würden. So komme es beispielsweise trotz der 3+2-Regelung immer wieder zu Abschiebungen von Flüchtlingen während der Ausbildung, berichtet er.
Auch Gudrun Brendel-Fischer (CSU), die Integrationsbeauftragte der Staatsregierung, hat sich über Brandls Äußerung geärgert. „Es gibt mindestens genauso viele Beispiele dafür, wie gut die Integration in Bayern funktioniert“, betont sie. „Nur werden Negativbeispiele immer viel intensiver verbreitet.“ Deshalb betont sie: „Pauschalurteile sind hier fehl am Platz.“ kwo