München – Die Grünen wollen den Flugverkehr reduzieren und dafür Vielflieger deutlich stärker zur Kasse bitten. „Die Lust-Vielfliegerei muss eingedämmt werden“, sagte der Münchner Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek, der in der Fraktion für Luft und Raumfahrt zuständig ist, unserer Zeitung. Er schlägt ein Modell vor, dass ab dem dritten internationalen Flugpaar (Hin- und Rückflug) die Preise um 30 bis 50 Prozent verteuern würde.
Janeceks Vorstoß geht auf einen Vorschlag des Mobilitätsforschers Professor Andreas Knie zurück. Demnach hat jede Person ein festes Budget von drei Flugpaaren im Jahr, die sie am freien Markt kaufen kann. „Wer mehr fliegen will, muss die Flüge dann von anderen kaufen, die ihr Budget nicht ausschöpfen“, sagte Janecek. „Dadurch würde die Vielfliegerei teurer.“ So sollten auch Unternehmen und Behörden zum Umdenken gebracht werden, ob nicht vielleicht eine Videokonferenz sinnvoller sei.
Im Gegenzug soll die Mehrwertsteuer auf Bahnfahren gesenkt werden, um Züge gerade auf den Inlandsverbindungen attraktiver zu machen.
Die Grünen sehen akuten Handlungsbedarf, weil Fliegen der einzige Bereich des Verkehrs sei, den man in den nächsten 30 Jahren nicht klimaneutral bekomme. Allerdings waren einzelne Politiker der Partei zuletzt selbst in die Kritik geraten, weil sie viel mit dem Flugzeug unterwegs sind.
Insgesamt nimmt der Flugverkehr weiter zu: Von den 24 größten Verkehrsflughäfen in Deutschland starteten im vergangenen Jahr rund 122,6 Millionen Passagiere, ein neuer Höchstwert seit Beginn der Aufzeichnungen, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Die Passagierzahl stieg im Vergleich zu 2017 um 4,2 Prozent. Pro Tag treten demnach im Schnitt knapp 336 000 Passagiere eine Flugreise an – das entspreche der Bevölkerung von Bielefeld.
Vier Fünftel der Passagiere – 99 Millionen – fliegen ins Ausland, wie die Statistiker mitteilten. Ihre Zahl stieg um 5,5 Prozent. mik/afp